jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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Altjüdische Münzen 249<br />
dem Fehlen des „metaphysischen" CEBACTOC und dem Fehlen von Sterndarstellungen<br />
und Tierbildern sichtbar. Die <strong>com</strong>munis opinio, daß die Landpfleger<br />
lauter harmlose Münzbilder prägten, wäre zu bezweifeln, da die Münzen<br />
des Pilatus (Hill, 5.257, 54-260, 84) Kultgeräte zeigen.<br />
Die Bildmotive auf den Prokuratorenmünzen knüpfen sonst mit Ausnahme derjenigen<br />
des Pilatus alle an die jüdische Lokaltradition an.<br />
Der Lituus dagegen ist ein Symbol der römischen Herrschermetaphysik und<br />
Wahrzeichen für die göttliche Sendung des Herrschers. Da ein Kaiserporträt<br />
für die Quadranten des Pilatus nicht in Frage kommt, setzt er nach dem Exempel<br />
der römischen Augustusquadranten die beiden hochmetaphysischen Machtsymbole<br />
des Kaisers auf seine Kupfermünzen. Die Münzprogrammatik des Pilatus<br />
fügt sich aufs beste in seine Judenpolitik: Im Frühjahr 29 machte er seinen<br />
ersten münzpolitischen Vorstoß mit den relativ erträglichen Simpulumstücken;<br />
in den Jahren 30 und 31 geht er mit der Emission der hochanstößigen Lituusmünzen<br />
zum Großangriff über. Es ist begreiflich, daß nach dem Sturz des Sejan<br />
keine Pilatusmünzen mehr herauskommen. Der neue Legat in Syrien Pomponius<br />
Flaccus, scheint die Prokuratorenprägung in Judaea eingestellt zu haben — von<br />
32 bis 53 n. Chr. werden keine neuen Prokuratorenmünzen geschlagen, da deren<br />
Prägung offenbar durch Pilatus zu gründlich kompromittiert war. Felix hat<br />
sogar, wie wir aus einer im British Museum befindlichen Münze (Hill, S. 266,<br />
Nr. 5) wissen, wenigstens in einem Fall eine Lituusmünze des Pilatus überprägt,<br />
um ein Skandalon aus der Welt zu schaffen.<br />
Die Münzen des Pilatus bestätigen also, daß dieser Mann unter den vielen<br />
schlimmen Prokuratoren Judaeas mit Abstand der schlimmste war.<br />
219) E. St auf f er, Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi. Bern<br />
1957,<br />
erwähnt auf S. 17, daß Pontius Pilatus als erster mit der bisher rücksichtsvollen<br />
Tradition der Münzprägung der römischen Prokuratoren bricht und im Jahre 29<br />
eine Kupfermünze (Hill, 257, 54) mit dem Simpulum, dem Opfergerät des Kaiserkultes,<br />
und im Jahr 30 eine Münze mit dem Lituus, dem Krummstab des göttlichen<br />
Kaisers, prägte. Diese Münzen sollten die religiösen Gefühle des jüdischen<br />
Volkes verletzen und im Sinne der von Sejan geförderten Provokationspolitik<br />
den Widerstand herausfordern.<br />
G. Erster Aufstand<br />
vgl. auch Nr. 11, 27, 54, 57, 90, 99, 111, 112, 256, 282, 283, 295, 298, 305,<br />
310, 315, 317, 318, 332, 336, 352, 354<br />
220) M. Avi-Yonah, The Melandra Castle Coin. INJ 1, 1963, S. 65.<br />
A. beschreibt eine während der Ausgrabungen in Melandra Castle, 13 km südöstlich<br />
von Manchester, im Jahre 1905 gefundene Bronzemünze, die schon von<br />
B. V. Head im Bericht dieser Ausgrabungen im Annual Report of the Manchester<br />
and District Branch of the Classical Association of England, für 1906, S. 97,<br />
publiziert worden war. über einem Kelch sieht man den hebräischen Buchstaben<br />
Schin. Head meinte, daß es sich um eine Münze des Zweiten Aufstandes handle<br />
und daß der Buchstabe Schin sich auf Simon beziehe. Leider wurde dabei nur<br />
eine Nachzeichnung der einen Seite dieser Münze veröffentlicht. A. meint nun,<br />
daß es sich um eine Bronzemünze des vierten Jahres des Ersten Aufstandes<br />
handle, die wohl von einem römischen Soldaten, der am Feldzug gegen die<br />
Juden teilgenommen hatte, als Andenken nach Britannien mitgebracht wurde.