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jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com

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18 Konrad Kraft<br />

Gewiß ist auf alle Fälle, daß der Capricorn von den antiken Betrachtern<br />

der Münzen als das Geburtszeichen des Augustus aufgefaßt wurde.<br />

Hier interessiert primär, was die Anbringung des Nativitätszeichens<br />

auf den offiziellen Geldstücken ausdrücken sollte. Ein bekannter italienischer<br />

Numismatiker interpretierte den Capricorn der Münzen als<br />

Symbol der Göttlichkeit des Augustus: „il tema di Augusto o meglio il<br />

simbolo della sua divinitä" und „essundo allusivo alla sua divinitä" 4.<br />

Vieles, was bei Sueton, Aug. 94 zu lesen ist, scheint in der Tat in diese<br />

Richtung zu weisen. So soll dem Vater des Augustus im Traum sein<br />

Sohn im Ornat Jupiters mit Blitz und Szepter auf einem von sechs<br />

schneeweißen Rossen gezogenen Wagen erschienen sein. Cicero soll, so<br />

lesen wir weiter bei Sueton, geträumt haben, wie der Knabe Octavian<br />

an einer goldenen Kette vom Himmel auf das Kapitol herabgelassen<br />

wurde, wo ihm Jupiter eine Peitsche überreichte. Ferner wurde erzählt,<br />

daß es Apollo gewesen sei, der in Gestalt einer Schlange Octavians<br />

Mutter geschwängert habe. Julius Marathus soll bekundet haben, daß<br />

einige Monate vor der Geburt durch Wunderzeichen angekündigt worden<br />

sei, daß die Natur dem römischen Volk einen König hervorbringen<br />

werde: regem populo Romano naturam parturire. Und als der junge<br />

Octavian in Apollonia dem Sterndeuter Theogenes nach langem Zögern<br />

schließlich seine Geburtsstunde mitteilte, soll Theogenes ihm anbetend<br />

zu Füßen gefallen sein. Seitdem hatte Augustus, so fährt Sueton<br />

fort, so großes Vertrauen in sein Schicksal, daß er das Zeichen, in dem<br />

er geboren wurde, öffentlich bekannt machte und eine silberne Münze<br />

mit dem Zeichen des Capricorn, unter dem er geboren war, schlagen<br />

ließ: tantam mox fiduciam fati Augustus habuit, ut thema suum vulgaverit<br />

nummumque argenteum nota sideris Capricorni, quo natus est,<br />

percusserit.<br />

Abgesehen davon, daß der Großteil dieser wunderbaren Episoden<br />

bzw. deren Beziehung auf Augustus erst nach dem Zeitpunkt des ersten<br />

Auftretens des Capricorns auf den Münzen entstanden sein dürfte, ist<br />

es auch aus anderen Gründen äußerst unwahrscheinlich, daß Augustus<br />

mit dem Capricorn auf den Münzen zum Ausdruck bringen wollte, er<br />

sei der neue Jupiter oder der wirkliche Sohn Apollos oder der dem römischen<br />

Volk geborene rex. Solche Sinngebung des Geburtszeichens<br />

mochte allenfalls in der höfischen Dichtung und Kunst oder in privaten<br />

monat durch den Capricorn passen. — Möglicherweise liegt auch in der Tatsache,<br />

daß bei den Prägungen des Oppius (vgl. 1-1. Willers, Geschichte der röm. Kupferprägung,<br />

1909, 99) die Beizeichen in den drei Kombinationen: (a) Capricorn (b)<br />

Halbmond (c) Capricorn und Halbmond auftauchen, ein Beweisstück dafür, daß<br />

die astrologische Beziehung Mond-Capricorn maßgebend ist, was wieder auf die<br />

Tagesstunde der Geburt führen würde.<br />

4 E. Gabrici in L. A. Milani, Studi e materiali di archeologia e numismatica II (1902),<br />

156; III (1905), 93.

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