Untitled - Adatbank

und es fiel ihm auf, daß die Plakate die gleichen waren
wie in seiner Heimat. Der Name des Lokals der
Aufführung war mit Rotstift eingesetzt. Jetzt führte
die Straße abwärts, und sie schritten einen Hang
hinab, als plötzlich der riesige Fluß vor ihnen lag.
Ein unerklärliches Gefühl wurde wach in ihm, als
hätte er diese kleinen Händler, die in bunte Hemden
gekleideten Kleinstädter ebenso schon einmal gesehen
wie diese dickleibigen Kaufleute in flachen Mützen,
Kutscher mit breiten Gürtelbänder und — den
Traumfluß, die breite gelbe Wolga mit ihrem öligen
Wasser... als kehre er jetzt in dieses Land, aus dem
er einmal verschlagen worden war, wieder heim...
Dann saßen sie auf dem Schiff, das „Nikolaj“ hieß.
Das Schiff zog dahin auf den ruhigen gewaltigen
Gewässern der Wolga. Zwar reisten sie dritter Klasse,
nur wer etwas verzehren wollte, durfte in das Restaurant
zweiter Klasse.
Der Fähnrich hätte gar zu gern russische Fürstinnen
gesehen oder mit wehmutsvollen Augen dreinschauende
Nataschas, doch es saßen meist nur gierig
schmatzende Geschäftsreisende an den Tischen.
Den Popen mit seiner Frau und dem blauäugigen
Kind kannte er schon von der Eisenbahnfahrt her. Da
der Nebenfluß, die Unsha, viel schmaler war als die
Wolga, mußten sie auf ein kleines Dampfschiff umsteigen,
auf dem sich eine Anzahl armer Bauern befand.
Das Wasser des Flusses war stark gesunken,
das Schiff lief sich fest, alle mußten aussteigen, und
die armen Passagiere, die Bauern bekamen ein Seil
in die Hand, aber zuerst legten sich noch alle ins
Gras, sie tranken Tee, suchten Sauerampfer, kauten
daran, blickten die Fremden freundlich, beinahe
sehnsuchtsvoll an, hätten gern deren Bekanntschaft
gemacht. Endlich brachen sie auf, banden das Seil
am Schiffsbug fest, stemmten ihre Schultern, und
über die Fluren ertönte die bekannte, alte, herzer-
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