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Untitled - Adatbank

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Das waren die Augenblicke höchster Lebensgunst,<br />

das war die echte Beseligung des Lebens —, lohnt er<br />

sich einmal, vergangenen Glückes zu gedenken, dann<br />

muß er dieser Augenblicke gedenken... Jetzt<br />

schwindet die Krankheit, aber es schwindet auch die<br />

Jugend dahin. Die blaue Insel versinkt. Dahin. Kann<br />

sein, ja es ist sogar wahrscheinlich, daß er auch morgen<br />

voller Liebe umarmt wird, kann sein, daß ihm<br />

auch später ein lieber Kindermund voll Unschuld<br />

entgegenplappert: und doch wird er morgen von seiner<br />

Frau den Vorwurf hören, ja, nervös wie er ist,<br />

hört er das verhängnisvolle Wort schon jetzt, schon<br />

jetzt packt es ihn, rüttelt an seinem Herzen: „Was<br />

soll aus uns werden?“<br />

Das waren die Bazillen der Verantwortung, sie<br />

konnten sich, daß wußte er, mit unglaublicher Geschwindigkeit<br />

im Blute vermehren, und nun verbreiteten<br />

sie sich in rasendem Tempo, er spürte sie im<br />

Rücken, sie bohren in seiner Hand, sie hatten sich<br />

in sein Bett zwischen die Kissen eingenistet, die<br />

Wassergläser strahlten Vorwürfe aus, die Luft war<br />

voll von Sorgen, die Kümmernisse gediehen auf den<br />

Tapeten zwischen den vielen kleinen Blumen ...<br />

„Du hast geschlafen?“ fragte seine Frau.<br />

„Ich? Nicht einen Augenblick“, antwortete er nervös.<br />

So begann ein schleppendes Gespräch. Seine Frau<br />

legte ihre Hand auf seinen Kopf. Er hatte Lust, sie<br />

anzufahren: „War ich denn zu lange krank?“ Aber<br />

er gab sich alle Mühe, ruhig zu werden, dennoch<br />

klang seine Stimme gereizt, als er sagte: „Höchste<br />

Zeit für mich, gesund zu werden ...“<br />

Seine Frau seufzte: „Lieber Gott, was können wir<br />

tun? An uns liegt‘s nicht.“<br />

Er wurde ärgerlich. Die Bazillen regten sich, eine<br />

neue Krankheit, ein neues Fieber. Etwas höchst<br />

Hartnäckiges, eine wahre Plage, eine ganz bösartige<br />

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