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Untitled - Adatbank

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Jetzt war das wirre Raunen zu Ende, die Neugier<br />

drängte ihn: „Was gibt es?“ fragte er, „sag doch!“<br />

„Gott weiß was, nicht der Rede wert... ein Ulk.<br />

Blödsinn. Zigeuner kommen mit ihren Fiedeln aus<br />

der Stadt... sagen, sie dürfen heute nicht spielen,<br />

ihr Verdienst heute sei zum Teufel... wahrscheinlich<br />

haben sie sich gerauft, und man hat sie hinausgeworfen...“<br />

„Frage sie doch!“<br />

„Da unten die Leute fragen sie aus und kriegen<br />

doch nichts heraus, sie reden Unsinn zusammen, faseln<br />

etwas vom Thronfolger, man hätte ihn ermordet<br />

... deshalb dürfen sie nicht spielen...“<br />

„Was — ermordet? Den Thronfolger? Wo hat man<br />

ihn ermordet?“<br />

„Aber das ist ja nur dummes Gerede... sie quasseln<br />

bloß... haben Angst vor ihren Weibern, weil<br />

sie kein Geld heimbringen...“<br />

Aber in der Jánosgasse sammelten sich um die Zigeuner<br />

immer größere Haufen von Menschen. Die<br />

Zigeuner lärmten, setzten etwas auseinander,<br />

schimpften, flennten. Hier war das Zigeunerviertel<br />

von Kleinpest, immer mehr Musiker fanden sich in<br />

dem Quartier ein. Hier und da war der Kopf einer<br />

Baßgeige vom Krankenbette aus sichtbar, und es<br />

schlug der Klang einer dröhnenden Stimme durchs<br />

Fenster herein.<br />

„Es soll wegen der allgemeinen Trauer sein... sie<br />

sagen, eine ganze Woche werden sie nichts verdienen<br />

können...“<br />

Der Kranke machte eine Probe. Er versuchte zu<br />

schlucken. Er verspürte keinen Schmerz mehr. Er<br />

spürte etwas ganz anderes. Ein Gefühl des Neugeborenseins<br />

durchlief ihn; als wäre er nach langer<br />

Haft befreit aus dem qualvollen Arrest seines Matratzenlagers,<br />

so rief er: „Gib mir meine Kleider,<br />

mein Kind!“<br />

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