Untitled - Adatbank

ßen Möglichkeiten, mit einem Schlage reich zu werden,
dafür aber hatte man regelmäßige Arbeit und
Bezahlung. Ein Chemiker verstand sich auf die Herstellung
vortrefflichen Amalgams. Dieses wurde hier
in einer sorgfältig abgesperrten Werkstatt ausschließlich
für die „Nemalah“ verfertigt und konnte in Sibirien
nicht nachgeahmt werden. Die derart fabrizierten
Spiegel genossen eine Ausnahmestellung in
Sibirien. Das dazu nötige Glas hatte man sich so beschafft,
daß man den ahnungslosen Fotografen die
alten, gebrauchten Platten abkaufte und diese dann
abwusch und belegte.
Die Kaufleute in der Stadt hatten bloß anzugeben,
welche Waren sie benötigten, der Agent brachte die
Muster in das Lager, und es fand sich für fast jeden
Artikel jemand, der ihn fabrizieren konnte. Manchmal
erhielten die Kaufleute erbärmliche Ware. Einmal
schmolzen in dem Schaufenster eines Krasnojarsker
Kaufmanns die ausgestellten Knöpfe. Es hatte
aber weiter nichts zu sagen, der Kaufmann bestellte
nochmals die Knöpfe, verlangte diesmal ausdrücklich
„Dauerknöpfe“.
Die Herrschaft hatten in diesem Territorium die
Tschechen. Im Lager gab es eine tschechische Wache
und ein tschechisches Kommando. Dieses Kommando
verbot die Einfuhr gewisser Waren. Dadurch entwickelte
sich ein neuer Erwerbezweig: der Schmuggel
kam in Mode. Dem verwegenen Schleichhandel
verdankten einige große Vermögen ihr Entstehen.
Freilich wurden im ersten Monat zwei Spiritusschmuggler
von der Wache erschossen. Wer aber
zwei- bis dreimal unbehelligt herüberkommen konnte,
war versorgt, so ergiebig war dieser Schleichhandel.
In geheimen unterirdischen Werkstätten wurden
nachts verschiedene Liköre hergestellt, die man nur
herausschmuggeln mußte: und die wachhaltende
Mannschaft war der treueste Abnehmer.
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