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Untitled - Adatbank

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zwar behaupteten, zu Weihnachten werde Schluß<br />

gemacht, andere sagten, es könne ein ganzes Jahr<br />

vergehen, bis...<br />

Eines Abends begaben sie sich zum Ostbahnhof.<br />

Es waren die ersten Verwundetentransporte eingetroffen.<br />

Dicht standen die Leute auf den Straßen.<br />

Kaum hatte man die ersten Wagen des Roten Kreuzes<br />

erblickt, als ein Blumenregen auf sie hinabfiel.<br />

Wie im Taumel feierte die Menge die Soldaten, die<br />

fahl und blutlos in den offenen Wagen ausgestreckt<br />

dalagen. Auch er und sie warfen Blumen und kleine<br />

Tabakpakete ihnen zu, wie sie es von anderen sahen.<br />

Dann begaben sie sich im Bewußtsein einer guten<br />

Tat heim.<br />

Es bildeten sich Freiwilligenkompanien, und vor<br />

den Kaffeehäusern ertönten allerhand begeisterte Reden.<br />

Auch sie unterlagen einer merkwürdigen Anwandlung:<br />

eines Morgens begaben sie sich in ein<br />

Lokal, streiften ihre goldnen Eheringe ab, tauschten<br />

sie gegen eiserne ein. An diesem Tage waren sie<br />

glücklich. Abends spazierten sie auf dem Ring, „Ach!<br />

Sie sind es, Neufeld!“ rief die Frau und zeigte auf<br />

einen Soldaten mit verbundenem Arm.<br />

Sie durften einige Schritte mit Neufeld gehen, im<br />

Kreuzfeuer der neidischen Blicke aller Spaziergänger.<br />

Neufeld wahr sehr wortkarg, sie aber waren<br />

außer sich vor Freude, sich hier mit ihm sehenlassen<br />

zu dürfen.<br />

„Das Vaterland fordert seine Opfer“, so gab sehr<br />

lebhaft die Frau ihre Ansicht zum besten, als sie<br />

daheim waren.<br />

Er empfand ein gelindes Schamgefühl... Beim<br />

Abendessen wurden an diesem Tage Worte gebraucht,<br />

die, wie er meinte, längst schon bedeutungslos<br />

geworden waren. Er hatte geglaubt, nur noch in<br />

Schullesebüchern finde man das Wort „Held“. Bis<br />

jetzt hatten sie auch nicht gewagt, den Ausdruck zu<br />

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