Untitled - Adatbank

Ein eigentlicher Beruf oder Broterwerb war bei
den Gefangenen ausgeschlossen, und so mußten sie
sich beschäftigen, so gut sie es konnten. Es gab Offiziere,
die sich während pünktlich eingehaltener Bürostunden
hinsetzten, Kassebuch und Journal in ihrer
Box führten und bisweilen seufzten, wenn sie größere
Summen in die imaginäre Provinz kreditieren mußten.
„Kennst du nicht eine gewisse Firma Gebrüder
Meyersohn in Dorozsma?“
„Nein. Warum fragst du?“
Der imaginäre Geschäftsmann schüttelte den Kopf,
runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Dann schrieb
er der Firma Meyersohn, daß er unter den heutigen
schwierigen Verhältnissen auf eine größere Vorauszahlung
rechnen müsse. Die Firma Meyersohn sei
neu. Sie möge es nicht als Mißtrauensbeweis ansehen,
aber sie werde wohl einsehen, daß er bei diesem
Geschäftsprinzip bleiben müsse. — Es gab auch solche,
die gar zwei Geschäfte besaßen, Filialen eröffneten
oder das eine oder andere Zweiggeschäft, wenn
es nicht gedieh, auflösten. Im März wurden in den
Boxen Bilanzen verfaßt, manche meldeten Konkurs
beim Handelsgericht an oder verteilten prächtige
Gratifikationen unter ihre Beamten und träumten
von einer Vergrößerung ihrer imaginären Unternehmungen.
Unter den Gefangenen gab es Geizhälse und Verschwender.
Sparmeister, die Würfelzucker hamsterten
und sogar die Bildchen der Bonbonpackung aufbewahrten.
Sie selbst aßen keine Bonbons, sie
verlangten bloß die Bildchen von den anderen...
Ein Landwirt hatte an der wolhynischen Front eine
Wagenkette gefunden von der Art, mit der man
Ochsen vor den Wagen spannt, eine mächtige, schwere
Kette, die acht Kilogramm wiegen mochte. Diese
Kette hatte er über sechzehntausend Kilometer weit
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