Untitled - Adatbank

Der russische Kommandant brüstete sich damit,
daß die ersten Errungenschaften der Revolution
schon ins Leben getreten seien, vom heutigen Tage
an werde der General nicht mehr mit „Eure Exzellenz,
Eure Gnaden“ angesprochen, sondern einfach:
„Herr General!“ Die Soldaten müßten die Offiziere
nicht mehr auf der Straße grüßen, sondern nur im
Dienst und wenn die Offiziere in Gala erschienen.
Im übrigen werde in der Lage der Kriegsgefangenen
keine ungünstige Wendung eintreten. Ihre bisherigen
Rechte blieben unangetastet. Die siegreiche Revolution
werde die körperlichen und geistigen Bedürfnisse
der Gefangenen zu befriedigen suchen...
„Wird es nicht etwas Freiheit geben?“
Waleski hatte darauf nur ein feines Lächeln: „Wir
können keine Sicherheit für Ihre Sicherheit übernehmen,
wenn wir Sie freilassen!“
Der Vorleser berichtete allabendlich von großen
Straßenkämpfen, von Artilleriefeuer gegen den
Kreml, vom Erwachen des Hundertsechzig-Millionen-
Volkes, vom brausenden Orkan der Volksseele —
aber innerhalb der Pfähle des Lagers blieb alles still.
Hoffnungslos. Die Theorie Onkel Hégyis wurde allmählich
zur Wahrheit. Von der Revolution war nichts
zu merken.
Im Lager entwickelte sich eine andere Revolution,
eine kleine, aber verhältnismäßig wichtige Umwälzung.
Es handelte sich um einen gewissen Pillitz,
dann um einen Laufer und Schlacht. Diese drei waren
geradewegs aus Kamtschatka im Lager angelangt.
Pillitz war ein Kadett von ungeheurer Körperkraft,
Laufer ein bebrillter, dünner, junger Kadett,
Schlacht ein fahler Österreicher. Alle drei waren
zerlumpt, hatten kein ganzes Hemd am Leibe, besaßen
auch sonst keinerlei Habseligkeit. Nur Laufer
hatte einen Haufen beschmierten Papieres, ein Bündel
von zwei Kilo Gewicht, das er immer unter dem
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