Untitled - Adatbank

suchten sie das Gasthaus, wo sie andere russische
Speisen kennenlernten und als Nachtisch Gefrorenes
erhielten. Ihr Geld und ihre „Gebühr“ an Zucker
erhielten sie regelmäßig. Sie durften in Begleitung
einer Wache im Ort spazieren gehen... Der Fähnrich
schrieb überschwengliche Briefe heim. Er gab
ein Bild der Unsha, ihres klaren Wassers, ihres weiten
sandigen Strandes, er beschrieb das Kloster mit
den vielen Türmen.
Die ersten Antworten aus der Heimat begannen
einzulaufen. Kurze, grüne Postkarten. In schneller
Aufeinanderfolge erhielt er zwei. Die Karte seiner
Familie rührte ihn. In kaum verhehlter Freude
schrieben sie ihm — daß er nun geborgen sei! Daß
er sich nicht mehr in dem furchtbaren Trubel
befände...
Die andere Karte kam von seinem jüngeren Bruder,
er las das ihm fremdartig anmutende Wort:
„Mein lieber Bruder! Endlich kann ich meine Pflicht
erfüllen. Die Menschen sollen nicht mehr vorwurfsvoll...“
Und was bedeutet dieses Wort? Daß der
bisher vom Dienst enthobene Bruder sich freiwillig
gemeldet hat und einrückt. „Ich habe es nicht ertragen“,
schreibt er, „daß Du, der Frau und Kind hat,
an der Front kämpfst — deshalb habe ich auf die
Enthebung verzichtet, meine Freiwilligenausbildung
ist im Zug, ich bin in der Unteroffizierschule, und
mein Feldwebel ist recht zufrieden mit mir,“
Das also ist der jüngere Bruder, um den die Mutter
immer so besorgt war.
Wer hat ihn so „vorwurfsvoll“ angeblickt? Ein
Verpflegungsfuchs, ein Magazinverwalter, der die
Stiefel austeilt, ein Pensionist vielleicht, der nach
dem Abendbrot die Landkarte auf dem Tischtuch
ausbreitet und mit winzigen Fähnchen die Stellung
absteckt?
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