Untitled - Adatbank

die Hände. Überall von der westlichen Grenze Rußlands
bis nach Wladiwostok kann dieser in Knechtschaft
schmachtende Vogel die Gitterstäbe seines
Kerkers durchbrechen und in die Freiheit fliegen. Ihr,
die ihr in Omsk, Tomsk, Irkutsk, Chabarowsk, Stretensk,
Krasnojarsk, Beresowka oder an einem anderen
Orte die lähmende Gefangenschaft erduldet, ihr
seid jetzt unter der befreienden Fahne zu unsern
Brüdern geworden. So strömt denn jetzt hinaus in
die freie russische Ebene!“
Nach diesen Worten hörte man etwa drei schüchterne
Hochrufe. Der Redner blickte sich verlegen um.
Er hatte einen Strom von Freudentränen aus den
Augen der Gefangenen erwartet. Von diesem schwachen
Echo war er sonderbar betroffen. Aber bald
schien er es begriffen zu haben. Er blickte verständnisinnig
um sich. Von den Kriegsgefangenen mochten
die wenigstens genug Russisch gekonnt haben,
um seinem rhetorischen Schwung zu folgen. Er bat
also den Lagerkommandanten, er möge seine Worte
verdolmetschen lassen.
Der Major winkte einem Generalstabshauptmann,
und dieser begann wie folgt zu dolmetschen: „Der
Herr Kommissar Nassok versichert die Gefangenen
seines vollsten Wohlwollens. Er ist mit Ihrer Aufführung
zufrieden, besonders zollt er Ihnen Anerkennung
für die Zurückhaltung, durch die Sie sich
davon bewahrt haben, sich in Dinge zu mengen, die
Sie gar nichts angehen. Die Stunde der Befreiung
naht, und wenn Sie sich auch weiterhin so diszipliniert
verhalten, wenn Sie fernerhin die Worte Ihrer
Vorgesetzten beherzigen, werden nach soviel Leiden
die Kriegsgefangenen, die in Omsk, Tomsk, Irkutsk,
Chabarowsk, Stretensk, Krasnojarsk, Beresowka und
anderen Orten schmachten, glücklich in den trauten
Familienkreis zurückkehren.“
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