Untitled - Adatbank

Erst die Ausbildung, zweitens die Front. So hatte
er es sich gedacht. Aber jetzt mischte sich jeder in
seine Angelegenheiten ein, jeder war gut Freund mit
ihm im Regiment. Jeder schwatzte von etwas anderem,
vom Krieg keiner. Und am allerwenigsten
davon, daß jetzt seine Begeisterung und Opferfreudigkeit,
sein männlicher Heroismus und aufopfernder
Mannesmut vonnöten sei. Nur davon flüsterten
sie, daß der Arzt einen Tag dienstfrei geben könne,
ausrückungsfrei. Was ist das „ein Tag“? Warum soll
ihn der Arzt vom Ausrücken entheben? Wie hängt
das alles mit dem Krieg zusammen? Krieg. Schlacht.
Kugel. Haubitze. Das Vaterland in Gefahr. Wer
spricht da von einem Tag? Was soll ihm dieser eine
Tag? Seine Frau, sein Kind, was fangen diese mit
„einem Tag“ an? Und daß der Feldwebel eine gute
Montur hergibt? Warum soll er ihm etwas Besseres
ausgeben? Alles, wie es ist, wird gut genug sein.
Man hat zu kämpfen und nicht ein gepflegtes Äußere
zur Schau zu tragen. Wer kümmert sich jetzt
um solchen Dreck? Und wer darum, ob der Hauptmann
ein guter Kerl ist? Natürlich ist er ein vortrefflicher
Charakter. Er hat ja die Pflicht, es zu sein.
Er soll ja mit seinen Soldaten leiden, soll kämpfen
an ihrer Spitze, mit ihnen Freud und Leid tragen.
Er wurde aufmerksam gemacht, daß es gestattet
würde, wenn man um Wohnung draußen bittet. Man
muß auch vorstellig werden, wenn man sich auswärts
verköstigen will. Auch das wird erlaubt. Ist
das nicht lächerlich? Die Leute sind und bleiben
kleine Krämerseelen. In den Karpaten erfrieren sie
zu Zehntausenden, in den Masurischen Sümpfen ertrinken
Hunderttausende — und er soll um Wohnung
außerhalb der Kaserne vorstellig werden und um
Extraverpflegung ?
Am Tage vor seiner Einkleidung hatte er seinen
Vater heimgeschickt. Der Alte hatte geweint, den
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