Untitled - Adatbank

Er begann: „Soldaten, man will mich aufhängen,
weil bei einem von euch eine Patrone gefunden worden
ist, die eingefeilt war. Man kann das jetzt gar
nicht mehr herausbekommen, bei wem die Patrone
sich gefunden hat — es ist auch im Grunde ganz
egal. Man würde den Kerl auch hängen wie mich...
Nur eines möchte ich wissen, wer hat euch den Befehl
dazu geben?“ Ein Infanterist machte eine unsicher
Bewegung und trat dann vor, salutierte und
sagte: „Melde gehorsamst, daß die Patrone mir gehört.“
„Du Unglücksrabe, warum hast du das gesagt, wer
hat dich denn danach gefragt?“
„Warum sollte ich es nicht sagen? Ich selbst habe
die Patrone angefeilt, damit man sie besser fassen
kann. Das Schießpulver habe ich herausgeschüttet,
das andere Ende des Geschosses ist so bearbeitet, daß
man darauf sehr nett pfeifen kann. So ein kleines
Pfeifchen habe ich mir gemacht...“
Mit wiederbelebter Hoffnung trat der Fähnrich vor
das Kriegsgericht, verlangte die Patrone, zog den
Stahlteil aus der Hülse und ließ schrill und siegsreich
den Hoffnungston eines armen kleinen Lebens ertönen.
Jetzt erst begriff der Oberst die Sache. Er
lachte. Es handelte sich nicht um eine Schurkerei, nur
um ein Spiel. Er trat zu dem Fähnrich hin, klopfte
ihm auf die Schulter. Man habe ihm Unrecht getan,
sagte er, und zur Belohnung für ausgestandene Angst
dürfe der Fähnrich heute nacht im Zimmer schlafen.
Jetzt erst übermannte ihn die ganze Müdigkeit. Die
Augen fielen ihm zu. Kaum war er auf den Boden
gesunken, als er bereits von tiefem Schlafe benommen
war. Als er erwachte, war es Tag, und die Sonne
schien. Draußen auf dem Platze wimmelte es in fast
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