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Untitled - Adatbank

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Ein linder Sommernachmittag — ein Sonntag.<br />

Strahlende Helle über allen Dächern der Fabrikvorstadt.<br />

Sechs Tage hindurch waren sie schwarz behängt<br />

gewesen von den Rauchfahnen der Fabriken —,<br />

aber mit dem letzten Sirenenschrei Sonnabend<br />

abends war die Dekoration gewechselt worden. Am<br />

nächsten Vormittage hatte ein warmer Sommerregen<br />

allen Schmutz fortgewaschen, ein zarter feiner Duft,<br />

wie von einer Wiese herwehend, hatte sich in der<br />

Luft ausgebreitet, ein spitzbübischer Wind hatte die<br />

Wolken durcheinandergejagt, rein und klar, wie ein<br />

heiterer blauer Sommerschirm spannte sich über der<br />

Stadt Kleinpest jetzt der Himmel aus.<br />

In der Jánosgasse stand ein Fenster offen, der<br />

Kranke selbst hatte es geöffnet. „Ob ich wohl gesund<br />

bin?“ dachte er, nicht ohne einen Anflug von Besorgnis,<br />

und legte sich im Zwiespalt seiner Gefühle<br />

ängstlich wieder in sein Krankenbett zurück.<br />

Während seiner Krankheit war alles stillgestanden.<br />

Alles war stumpf gewesen, fern, still. Es war, als ob<br />

von den Erscheinungen dieser Welt alle Farbe für<br />

ihn abgebröckelt wäre. Jetzt aber sollte er genesen:<br />

jetzt kam die Last seiner Verantwortung von neuem<br />

über ihn. Bis zum heutigen Tage hatte er nur eine<br />

einzige Pflicht gehabt: gesund zu werden. Zwar hatten<br />

sich auch schon während der Krankheit kleine<br />

Sorgen eingenistet, kleine Hindernisse waren zu<br />

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