Untitled - Adatbank

er die Narbe, die eine russische Kugel dort hinterlassen
hatte. Die Aufführung sollte wiederholt werden
für jene, die bei der ersten Vorstellung nicht anwesend
waren, und auch für die Insassen der anderen
Lager. Dantcek arbeitete fieberhaft an einer
Cymbel (auch an einer Roulette). Die Kommandantur
unterstützte alle derartigen Bestrebungen aufs
wärmste. Im Waschraum hielten die Musiker ihre
Proben ab. Der Lagergeistliche arbeitete an einer
neuen Predigt, ein Oberleutnant bestellte aus Chabarowsk
ein Gobelinmuster, das er mit unzählbaren
winzigen, punktförmigen Stichen ausarbeitete.
Es war wie ein Sonnenaufgang der Künste und
Fertigkeiten, Vortragende, Zeichner, Komponisten
und Sänger kamen zu hoher Achtung, sie wurden
von der wohligen Atmosphäre zärtlicher Aufmerksamkeit
und gelinder Schwärmerei umgeben.
Und wer sollte etwas daran finden, wenn man
Künstlern Liebesgaben reichlicher als anderen zuteilte?
Jetzt lächelte man nur darüber, wenn Iza mit
blaß geschminkten Wangen bei dem Chefarzt erschien,
um sich Dörrobst verschreiben zu lassen. Natürlich
mußte der Arzt mitlachen, er tätschelte die
Bäckchen der Iza Nagy, gab ihr das Backobst und
außerdem eine Büchse pulverisiertes Eigelb. Auch
einige aktive Offiziere schlugen sich zum Theatervolk,
musizierten und schlossen sich der Arbeitsgemeinschaft
an. Das war etwas Neues: Arbeitsgemeinschaft
zwischen aktiven Offizieren und Reserveoffizieren.
Natürlich blieb es immer so, daß die Darsteller,
besonders die Träger von Frauenrollen, anders behandelt
wurden als bloß nach ihrem militärischen
Rang. Sie waren es ja, die dem Spiel die neuartige
Würze gegeben hatten. Man konnte sonderbare Szenen
beobachten. Die dramatische Heldin griff in ihrer
Garderobe zu ihrer kurzen englischen Pfeife, zün-
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