03.10.2013 Aufrufe

Untitled - Adatbank

Untitled - Adatbank

Untitled - Adatbank

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

untereinander. So behandelten sie verschiedene Angelegenheiten<br />

nicht ohne Heimlichtuerei.<br />

Nun gab es seltsame Gebräuche im Lager, und die<br />

Kommandantur hatte vor diesen Sitten oder Unsitten<br />

bis jetzt ein Auge zugedrückt. Es kamen nämlich<br />

regelmäßig chinesische Sanitätsleute ins Lager,<br />

die den Schmutz und Unrat aus dem Lager in großen<br />

Tonnen herausbeförderten. Diese waren von<br />

einigen Offizieren bestochen worden, die Chinesen<br />

brachten die Tonnen — aber in ihnen war manchesmal<br />

ein entschlossenes chinesisches Mädchen eingeschmuggelt<br />

worden. Es war Geschmackssache, sich<br />

der Gunst einer derartigen Weibsperson zu freuen,<br />

auch ein teurer Spaß. Es mußte die Tonne auch wieder<br />

hinausbefördert werden, und die Kosten waren<br />

nicht unbeträchtlich. Iza Nagy aber, Leonie Lakner<br />

und andere Künstlerinnen verleideten den andern<br />

diese chinesischen Unglücksweiber, und schließlich<br />

wurde dem unsauberen Handel ein Ende gesetzt.<br />

Leonie Lakner hatte es zur Sprache gebracht, daß<br />

dergleichen eines Offiziers unwürdig sei und daß<br />

derartige Gepflogenheiten eine Herabwürdigung des<br />

weiblichen Geschlechts darstellten. Als man den<br />

Reservatbefehl der Kommandantur verlas, in welchem<br />

das strengste Verbot des Weiberschmuggels<br />

ausgesprochen war, sahen die Künstlerinnen einander<br />

triumphierend an und sagten erleichtert: „Na,<br />

endlich! Gott sei Dank!“ Nur von ganz wenigen<br />

wurde dies mit einem Lächeln aufgenommen. Iza<br />

aber legte seine Hand auf den Kopf eines blonden<br />

Kadetten und spielte zerstreut mit seinen Locken.<br />

Ein Augenblick der Selbstvergessenheit einer Künstlerin,<br />

die im Zufallsglück einer flüchtigen Sekunde<br />

eine winzige Huld verschenkt...<br />

Im Lager war bis jetzt die Klatscherei unbekannt<br />

gewesen. Man hatte zwar ab und zu gemunkelt, aber<br />

jeder war für sein Wort eingestanden; nun aber ging<br />

160

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!