Untitled - Adatbank

Dies empörte ihn geradezu. „Aber Mutter! Was
soll denn das? Mein Bruder ist ja nicht einmal Soldat.
Was willst du von ihm? Er ist ja enthoben.“
„Ich weiß. Jetzt ist er enthoben. Aber auf wie
lange?“
Er muß einrücken, er muß in den Krieg, und seine
Mutter beweint den Bruder, der enthoben ist!
„Sieh, mein Junge! Dein Bruder ist ein Starrkopf.
Er kann sich nicht anpassen. Nicht auf sieht achtgeben.
Ich weiß bei Gott nicht, was aus ihm werden
soll.“
Er wollte sich beherrschen, aber es war stärker als
er: „Und ich? Wie soll ich im Feld vor den feindlichen
Kugeln achtgeben, in der Schlacht, im Gefecht?“
Seine Mutter blickte ihn sehr milde, mit unendlicher
Güte an. „Wie soll ich das wissen. Du aber
wirst es schon wissen. Dein armer Bruder aber...“
Und sie weinte wieder.
Bis zum Morgen, bis zum Augenblicke als der Wagen
vorfuhr, war in ihm ein Rest Groll geblieben.
Er würde sehr gern dabei sein, wenn die gewisse Depesche
ankommt: „Ihr lieber Sohn ist im Heldenkampf
fürs Vaterland gefallen.“ Auch sein Vater war
m den Wagen gestiegen, um ihn zu seinem „Kader“,
dem Einrückungsort, zu begleiten. Der Vater wußte
bereits, daß der Ort des Einrückens Kader heißt.
Der Abschied war gekommen. Alle weinten. Nur er
hatte keine Tränen. Er dachte an den letzten Abend.
Ja, ja, schön, er geht nur auf einen Ausflug. Wird
schon fein auf sich achtgeben. Damit er sich nicht
verkühlt. Freilich. Er wird sich auskennen. Im Feld.
An der Front. Wird sich schon anpassen.
Sie rasselten auf der Landstraße dahin. Ein Mann
watete barfuß durch den mit Schnee vermischten
Morast. „Der da rückt auch ein zum Kader“, sagte
sein Vater. Er kannte den Barfüßigen. Es war der
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