Untitled - Adatbank

Und so hatten sie sich in dieser Nacht der transsibirischen
Eisenbahnlinie bemächtigt. Die Rote
Garde konnte nur an wenigen Stellen kurze Zeit
standhalten.
Einige von den ungarischen Rotgardisten flüchteten
in das Lager zurück. Es hieß, daß manchen von
ihnen von ihren früheren Kommandeuren mit einer
Revolverkugel ihre Aufführung während der letzten
Monate heimgezahlt wurde. Das war die Vergeltung.
Die Dezimierung.
Die Stadtgefängnisse füllten sich von Tag zu Tag.
Aber in alle diese Dinge mischte man sich unnötig
ein. Man sah allem mehr oder minder gleichgültig zu.
Auch in dieser Stadt, in die der Fähnrich gekommen
war, hatten sich die Rotgardisten wie aus altem
Instinkt hinter die Planken des Lagers geflüchtet und
hatten versucht, sich hier zu verteidigen. Daher die
Schießerei. Es gab welche, die gerade noch rechtzeitig
ihre Monturen und Waffen fortgeworfen hatten
und in ausgeliehenen Lumpen in einem elenden Versteck
lauerten, bis die Gefahr vorüber war. Es kam
vor, daß man den Rotgardisten nicht als solchen erkannte,
und daß dieser in einer Schusterwerkstatt
dort weiterflickte, wo er seine Arbeit vor einigen
Wochen liegengelassen hatte. Andere jagten sich
selbst eine Kugel in den Kopf, da sie keinen Ausweg
sahen, andere wurden verhaftet, viele waren im
Kampf gefallen, andere lagen im Kerker, manche
wurden begnadigt, da man sie als Köche verwenden
konnte und sie sich nicht weigerten, auch bei den
Gegenrevolutionären als Köche zu dienen.
Es folgten strenge Visitationen. Ob keine revolutionären
Flugschriften versteckt waren, ob es nicht
geheime Waffenlager, verborgene Munition gab, ob
sich nicht Rotgardisten eingeschmuggelt hatten?
Endlich schien es, als ob die Visitationen abgeschlossen,
die Repressalien zu Ende seien. Das Kampfge-
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