Untitled - Adatbank

dern in der Todesangst. Man solle den Oberstleutnant
zu Todesangst verurteilen.
Der Präsident des Standgerichts ergriff das Wort
und stimmte dem Fähnrich bei. Der Angeklagte solle
zum Tode verurteilt, jedoch vor der Hinrichtung begnadigt
werden. Dann solle er dem Transport wieder
eingereiht werden und heimkehren. Alle stimmten
zu, selbst der Ankläger...
Der Oberleutnant empfing das Verdikt mit aschfahlem
Gesicht. Er starrte vor sich hin und merkte
nicht, wie ihm einer der Richter heimlich zuwinkte,
es sei noch nicht alles verloren. Gebrochen ging er
in seine Zelle zurück, stumpf saß er auf der Pritsche
der Armesünderzelle. Er hatte für die Ohrfeige hart
gebüßt. Sein Gesicht hatte nichts Menschenähnliches
mehr, als man ihn zwang, sein eigenes Grab zu graben,
eine furchtbare Verschärfung, die übrigens auch
die österreichisch-ungarischen Feldgerichte den Spionen,
auch den nicht überführten, aufzuerlegen pflegten...
Nachmittags wurde er nochmals dem Standgericht
vorgeführt. Der Präsident fragte, ob er nächstens
wieder einen seiner Soldaten ohrfeigen werde? Oder
einen fremden? Das Standgericht sei der Meinung,
daß er durch die Todesangst genügend bestraft sei,
und setzte ihn auf freien Fuß. Er könne gehen. Der
Oberleutnant lief, ohne Kappe, keuchend spornstreichs
davon.
Wieder sauste der Zug mit den Gefangenen durchs
Uralgebiet. Mit neubelebter Hoffnung hielten sie Ausschau
nach der berühmten Säule, die Europa von
Asien scheidet. Es war nicht dieselbe, die sie auf der
Hinreise gesehen hatten, denn diesmal nahmen sie
eine Route weiter südlich. Und doch begrüßten sie
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