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Untitled - Adatbank

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ellenlangen Ohrenschützern weggenommen. — Bis<br />

jetzt hatte niemand gewagt, sich über diese Vorfälle<br />

zu beschweren, so unglaublich waren sie jedem erschienen.<br />

Alle hatten lieber den Schaden auf sich genommen,<br />

sehr mit Unrecht, wie es sich jetzt zeigte,<br />

denn die neue Lagerpolizei schaffte sofort Ordnung.<br />

Vor den Magazinen standen Posten. Nach einer bestimmten<br />

Stunde war der Verkehr draußen untersagt;<br />

wenn jemand trotzdem ins Freie ging, hatte er<br />

die Folgen zu tragen. Beim Theater und bei den<br />

Kaffeehäusern standen Wachen. Jetzt erhielt das<br />

Kommando außer der Lagerpolizei noch eine andere<br />

neue Abteilung, nämlich die Kontrolle der Vergnügungslokale,<br />

die Verfolgung der Falschspieler, die<br />

Maßregelung aller, die sich gegen die gute Sitte etwas<br />

zuschulden kommen ließen.<br />

Eines Morgens wurde ein kleiner Kadett arrestiert,<br />

der hinter einem Pavillon mit einem Leutnant Küsse<br />

getauscht hatte. Vor dem Kommando rechtfertigten<br />

die beiden sich damit, daß sie die ganze Nacht im<br />

„Orpheum“ pokuliert und sich einen Rausch zugelegt<br />

hätten. In der Heimat straft man aber zwei Betrunkene<br />

nicht, wenn sie sich in der Weinlaune einen<br />

Schmatz aufdrücken... Das Kommando ärgerte sich<br />

über den Mißgriff der Wache und setzte die Verhafteten<br />

auf freien Fuß. Diese hatten nichts Wichtigeres<br />

zu tun, als sich überall über die Beschränkung<br />

ihrer persönlichen Freiheit zu beklagen.<br />

Immerhin aber machte dieser Gewaltstreich die<br />

Sittenpolizei im Lager populär, und von nun an<br />

lachte man mehr über diese Organe keuschen Sittlichkeit,<br />

als daß man sich über sie ärgerte. Freilich<br />

wurde die Polizei auch verleumdet. Es hieß, daß sie<br />

für ein par Rubel die Augen zudrücke und die Spielhöllen<br />

nicht zur Anzeige bringe. Aber es lag wohl<br />

daran, daß viel von der subjektiven Ansicht des Polizisten<br />

abhing, denn geschriebene Gesetze existier-<br />

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