Untitled - Adatbank

Eines Tages kam ein Kamerad namens Bödy zu
dem Fähnrich und fragte ihn: „Nicht wahr, du hast
an der Universität Soziologie studiert?“
„Ja, allerdings — so etwas Ähnliches...“
„Ich weiß nicht, ob das, was ich meine, Soziologie
heißt... ich denke an eine Wissenschaft, die davon
handelt, in welcher Weise sich das Gemeinschaftsleben
der Menschen abspielt. Gibt es eine Regel, ein
Gesetz, kraft dessen ein Mensch mehr besitzt als der
andere? Wozu Geld, Handel, Reklame?“
„Was die Reklame betrifft, so muß der Kaufmann
Reklame haben. Wozu aber der Handel als solcher
dient? Nun ja, er verteilt Güter und Waren.“
„Ja, gewiß, doch es dreht sich um einen anderen
Punkt. Ich weiß natürlich ganz gut, daß der Handel
in der heutigen Form der Gesellschaft notwendig
ist — aber gibt es keine Theorie für eine einfachere
Verteilung der Güter? Schließlich ist es ja keine so
schwere Aufgabe, zu verteilen, was schon fertig
ist... Gibt es denn keine einfachere Form der Verteilung
als den Handel? Und welche Wissenschaft
befaßt sich mit dieser Frage? Da gibt es zum Beispiel
hier im Lager die Kommandantur. Die hat alle
möglichen Zimmerreglements, Lagervorschriften —
im Grunde aber ist und bleibt es die Hauptsache,
daß unser Essen zu Mittag fertig ist, daß jemand da
ist der für uns kocht, daß Holz für den Winter da
ist, daß jemand zur Verfügung steht, um es zu fällen
und hierher zu schleppen. Aber was soll die Kommandantur?
Hat sie den Roggen gesät, aus dem das
Brot gebacken ist, hat sie das Holz im Walde gefällt?
Die ganze Wohlfahrt des Lagers hängt nicht von
uns ab, die wir doch ganz verständig und intelligent
sind, und ebensowenig von den Produzenten, sondern
nur von der Kommandantur, die statt unser,
statt der Intelligenten und Verständigen, die Weisungen
trifft und Verordnungen erteilt. Ich bin nur ein
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