Untitled - Adatbank

Die Revolution war zwar siegreich vor sich gegangen,
hatte sie aber doch verstimmt. Die düstere, verschlossene
Stimmung löste sich nur langsam. Es waren
doch Flintenläufe auf sie gerichtet gewesen, ihr
Leben hatte auf dem Spiel gestanden — oder war
alles nur ein ruhmloses Schauspiel, die Gewehre
nicht geladen und die Phrasen verlogen und albern?
Die Gewehre hätten aber ebensogut geladen sein
können — wozu das Leben aber riskieren? — Wegen
der Personenabteile? Hatte sie ihre Heldenbrust ungeladenen
Gewehren entgegengesetzt, um als Siegespreis
geheizte Abteile zu ergattern? Wird dieses
große Abenteuer von Manturowo im offiziellen
Kriegsbericht stehen?...
Der Zug näherte sich dem Uralgebiet. Armselige
kleine Dörfchen lagen an der Strecke. Mageres Vieh
schlotterte draußen umher. Abgezehrte Bauernweiber
blickten traumverloren dem Zuge nach. Es wurde
immer kälter, und plötzlich begann es zu schneien.
An der Station Wjatka fiel der Schnee in dichten
Flocken, und dabei war es der 3. September. Hier
schnitt eine Frau Hafer oder Roggen auf dem Felde,
die Sichel in dick behandschuhter Hand. Eine große
Traurigkeit senkte sich auf aller Herzen, als sie aus
dem Waggonfenster dies sahen. Wie soll es dann erst
in Sibirien sein? Nun kletterte der Zug zwischen den
Hügeln des Urals höher, aber die Berge waren noch
nicht so hoch wie die Karpaten. Aber bald kam hier
und da eine mächtigere Bergspitze, mit mächtigen
Fichtenwäldern am Fuße, zum Vorschein. — Doch
die Schauer des Uralgebietes (sie hatten majestätische
Gebirgsmassive und starre Felsen, aus Gletschern
emporragend, erwartet) zeigten sich nirgends.
Dabei wurde das Wetter immer milder. Sie kamen
mit ihren, Wächtern ins Gespräch und wurden in russischer
Geographie und Länderkunde ausgebildet, sie
hörten, daß der Schneefall in Wjatka eine seltene
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