Untitled - Adatbank

asis Darlehen. Die Russen betrachteten die Titres
dieser Bank als die sicherste Geldanlage.
Neben den großindustriellen Unternehmungen entstanden
auch Kleinbetriebe. Ein Kaufmann verkaufte
auf einem Tischchen Nußbonbons, die er nachts zusammengepantscht
hatte. Sonntag vormittags wurden
während des Spazierganges Zigaretten, Bleistifte,
kleine Notizbücher und Limonade feilgeboten. Allabendlich
ging ein Verkäufer von Backwerk durch
die Säle. Manche Gefangene hatten sich ein Holzkästchen
umgehängt, öffneten es unter einschmeichelndem
Lächeln und boten Schnürsenkel, Schuhpasta.
gestrickte Knöpfe an, flüsterten den Leuten
vielleicht auch ins Ohr, daß abends um sechs im Kasino
das Spiel am Kartentisch beginnen werde.
Anfangs flüsterte man nur über das Spiel, später
wurde es öffentlich, man brauchte die Klubs nicht
geheimzuhalten, da sie von keiner Seite verboten
wurden. Es wurden zu gleicher Zeit drei Roulettetische
im Lager eröffnet. Man hatte bei einer verarmten
Gefangenenfamilie ein Zimmer zu Zwecken des
Spielklubs gemietet, in die Mitte kam der große Rou-.
lettetisch — einen Rouletteapparat gab es nicht, sondern
man mußte aus einem Beutel Plättchen mit
Zahlen ziehen. Inzwischen hatten die Dauerinsassen
des Raumes ihre Sachen an die Wand geräumt und
saßen während des Spieles mäuschenstill da, als befänden
sie sich nicht in ihrer eigenen Wohnung. Dafür
erhielten sie vom Gewinn der Spielbank einen gewissen
Teil, meist aber nur eine festgesetzte Summe.
Sonnabends abends aber, wenn die Arbeitslöhne
ausgezahlt wurden, füllten sich die Läden mit einem
Male, die Arbeiter besetzten die Kasinos, es wimmelte
von Agenten und Schleppern, man verteilte
Zettel: „Wiederum ist ein kleines, trautes Nest eröffnet
worden, wo man sich ganz heimisch fühlen
und eventuell sehr preiswert unterhalten kann...“
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