Untitled - Adatbank

der Russe klopfte ihm auf die Schulter, beruhigte ihn
lächelnd. Winkte ihm zu, er solle sich hinsetzen. So
setzte er sich ruhig hin, kaum eine Schußweite entfernt
von dem menschenmordenden Getümmel, in
fremdem Land, einige Tafeln Schokolade im Brotsack,
ein Rasierapparat waren sein Besitz, ferner ein
Doktordiplom. Vor seinen Augen tauchte die Heimat
auf, Sommer, und der Heimatshof in der Sonne, und
die Frauen, die vor dem Hause die Wäsche zu Pfingsten
mit dem Schlägel bearbeiteten. Jetzt trat der
russische Offizier ins Zelt, brachte ihm die Bluse,
wobei er froh auf die Kragensterne wies. Er hatte
dem Kadetten die Fähnrichssterne annähen lassen,
auf dem Kragen befand sich ein goldener Streifen
und ein silberner Stern. Der russische Offizier hatte
ihn — befördert. Jetzt hieß es, seine Dankbarkeit
bezeigen. Sie schüttelten sich nochmals die Hände,
und es wurde ein weiterer Befehl gegeben. Er konnte
es nicht erwarten, sich von dem offenbar betrunkenen
Offizier zu entfernen, dem war noch allerhand
zuzutrauen.
Jetzt kamen sie an einen Platz, der schon etwas
besser gehalten war. Im Schatten eines Hauses sah
er eine Menge Landsleute aus anderen Regimentern,
andern Truppenteilen. Er kannte niemand. Es schien,
als wären die andern auch erst heute gefangen. Wortlos
hockten sie auf dem Boden in einem unentwirrbaren
Durcheinander, starrten düster und betrübt
vor sich hin. Kein Offizier unter ihnen, höchstens
ein Zugführer oder Wachtmeister. Endlich führte
man ihn einem höheren russischen Offizier vor, der
aus dem Hause ein Tischchen holen ließ, das, mit
einem weißen Tischtuch bedeckt, unter einen großen
Baum gestellt wurde. Es erschien ein Dolmetsch,
der ihn in deutscher Sprache ausfragte. Name, Truppengattung,
Regiment? Wer war sein Kommandant?
Um die andern scherten sie sich nicht, bloß er wurde
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