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Untitled - Adatbank

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such an das Kommando, man möge ihm den Burschen<br />

in sein Zimmer einlogieren. Das wurde der<br />

Kommandantur zu viel, und es hieß, der Oberkommandierende,<br />

ein Oberst, werde selbst die Entscheidung<br />

treffen. Aber Fuchs wandte sich an den russischen<br />

Hauptmann, und dieser sagte mit spöttischer,<br />

ironischer Betonung: „Sehen Sie, meine Herren, Sie<br />

beklagen sich immer, daß ich Ihre Wünsche nicht<br />

erfülle, und verleumden mich geradezu. Aber ich will<br />

im Gegenteil den Wunsch dieses alten Kriegers erfüllen<br />

und verordne hiermit, daß er keinen neuen<br />

Zimmerkollegen erhält, sondern daß ihm der Bursche<br />

zugeteilt werde und bei ihm wohne.“ Das war so<br />

ziemlich das einzige Mal während all der Jahre, daß<br />

der russische Kommandant Waleski einen Wunsch,<br />

ohne Schwierigkeiten zu machen, erfüllte.<br />

Da war ferner ein Budapester Bankbeamter, der<br />

sich intensiv mit der Damenschneiderei beschäftigte.<br />

Er ging öfter in die Stadt, um die neue Mode zu studieren,<br />

und wurde nun statt Josef Josefine, Tante<br />

Josefine, genannt. Sie wußte immer neue Klatschgeschichten.<br />

Wenn sie einer Künstlerin ein neues<br />

Kleid anprobierte, blieb sie vor ihr stehen und betrachtete<br />

ihr Werk mit zur Seite geneigtem Kopfe<br />

voll Entzücken. Dann nahm sie die Stecknadeln aus<br />

dem Mund, zwinkerte mit den Augen und sagte:<br />

„Süß! Nicht?“ Sie überbrachte auch Grüße an die<br />

Künstlerinnen, und man konnte ihnen durch sie<br />

kleine Geschenke zukommen lassen.<br />

Die Künstlerinnen hatten nichts lieber, als wenn<br />

man ihnen Blumen sandte. Freilich sind Blumen in<br />

Sibirien im Winter teuer. Josefine war es auch, die<br />

vorschlug, daß die Künstlerinnen im „Graf von<br />

Luxemburg“ nicht mehr in billigen Strümpfen und<br />

Batistwäsche auftreten sollten. Denn es hängt viel<br />

von der Illusion ab. Ihre Auffassung trug den Sieg<br />

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