Untitled - Adatbank

Die Gräfin kehrte nachmittags programmgemäß
ins Lager zurück, doch gab es keinen festlichen Empfang
mehr. Sie ging geradewegs ins Zimmer der
Kommandantur, und der Adjutant rief dann diskret
aus den einzelnen Zimmern verschiedene Offiziere
heraus. Ein Neffe des Botschafters Graf Czernin, der
Herr Leutnant von Goldegg, und andere Kavalleristen
wurden herausgerufen. Auch ein Oberleutnant Pick,
was die Juden mit großem Stolz erfüllte. Es gab zwei
Picke im Lager, einen armen und einen reichen. Gerufen
wurde der reiche. Ein Mann, der im Lager
seine Geschäfte leitete und sich‘s dank seinen großen
Geldmitteln recht gut gehen ließ. Sonst gab es im
Lager keine bedeutenden sozialen Unterschiede, da
jeder den gleichen Sold empfing, aber Trinker und
Kartenspieler gerieten manchmal in Not, und aus
diesen bildete sich ein Hofstaat für den reichen Pick.
Dieser wurde nun den internen Beratungen der Gräfin
zugezogen, der Baron Fest hingegen, der Ulan
mit den Filzpantoffeln, nicht. Diesen hatte die Aristokratie
anscheinend aufgegeben.
Übrigens wurde von der Unterredung später doch
etwas bekannt. V. Goldegg hatte sich beschwert, daß
er „L‘Illustration“ nicht regelmäßig erhielte, und die
Gräfin sollte sich dies vorgemerkt haben. Der Rittmeister
mit den Russenhosen sagte, um den v. Goldegg
zu übertrumpfen, es sei ihm äußerst peinlich,
mit grünen Hosen herumzulaufen; auch dies notierte
die Gräfin, und der Rittmeister versäumte nicht, darauf
hinzuweisen, sie möge selbst auf die Farbe achten,
das gewöhnliche russische Rot sei nicht das
richtige; knallrot müßten sie sein. Und sie antwortete,
sie wüßte sehr wohl den Unterschied und werde
das richtige besorgen. Dann handelte es darum, daß
jemand für die Summen, welche die Offiziere erhalten
sollten, Bürgschaft leisten müsse. Wer sonst,
wenn nicht Pick? Und dieser mit Freuden: Ja!
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