Untitled - Adatbank

Nach zwei Tagen war Waleski nach Amerika entflohen.
Als Pole wäre er jetzt Untertan der Mittelmächte
geworden, da Warschau den Mittelmächten
gehörte. Er war also im Grunde Kriegsgefangener
und sollte ebenfalls im Lager interniert werden —
hatte auch sein Wort gegeben, zu kommen, aber er
hatte es vorgezogen, zu verschwinden, so ersparte er
es sich, über seine Handlungen seinerzeit in Warschau
Rechenschaft ablegen zu müssen.
Trotzdem blieb im ganzen das Gefüge des Lagers
erhalten. Was blieb denn anderes übrig? Das war eine
Position, eine Stellung. Man hatte Pflichten, gewiß,
aber auch Rechte. Friedensstörer fanden kein Gehör.
Freilich gab es kleine Unbotmäßigkeiten, wenn
auch nur persönlicher Natur.
Als der Winter vorbei war, erschienen Chinesen am
Ufer des Ussuri und zimmerten hier primitive Holzhäuschen.
Sie hatten erfahren, daß die Kriegsgefangenen
etwas Freiheit genössen, und richteten in diesen
Holzbuden kleine Freudenhäuser ein. Die
Kommandantur hatte zwar insbesondere die Jugend
auf die Gefahren aufmerksam gemacht, aber die
Wallfahrten zu den Buden wollten nicht aufhören,
wenn sich auch meist die älteren Herren noch mehr
daran beteiligten als die Jungen. So hatte ein Oberleutnant
seine sämtlichen Habseligkeitten in eine
solche Bude gebracht und sie für einen ganzen Tag
von den Chinesen gemietet. Seinen Mantel, seine
chinesische Decke, sämtliche Baikaler Postkarten, den
Tand, den er seit Jahren gesammelt hatte — und der
Chinese forderte nicht nur dies, sondern auch seine
Notizblocks und etwa vierzig Bogen reines Schreibpapier
ab. Nach Ablauf seiner Zeit kehrte der Offizier
krank, müde und fröstelnd in seine geplünderte
Box zurück und sagte, jetzt sei es ihm auch gleichgültig,
wenn er stürbe. Die Kommandantur stellte
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