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Untitled - Adatbank

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Arm mitschleppte. Mit Mühe und Not ergatterten die<br />

drei je eine chinesische Decke. Auch ein Paar Stiefel<br />

gab es, doch entsagte Pillitz diesen Stiefeln zugunsten<br />

Laufers, und Laufer verzichtete ebenfalls.<br />

Schließlich verblieben die Schuhe dem Schlacht. Die<br />

drei hatten ein Jahr im Mannschaftsstande verbracht,<br />

da man ihren Offiziersrang nicht hatte anerkennen<br />

wollen. Man hatte sie mit Schwerarbeiten nach<br />

Kamtschatka geschickt. Laufer erklärte, diese Zeit<br />

sei für ihn in Anbetracht seiner soziologischen Studien<br />

sehr lehrreich gewesen, doch wäre der kleine<br />

kränkliche Mann dabei fast zugrunde gegangen. Nun<br />

freuten sie sich der Wärme, des warmen Essens, doch<br />

mußten sie tagsüber in den Betten liegenbleiben,<br />

konnten sich nicht hinausrühren, da sie nichts anzuziehen<br />

hatten. Endlich erhielten sie zwei Hemden,<br />

dann aber erklärte Ertl, der Verwalter aller Magazine<br />

und Herr über die Liebesgaben, er sei mit seinem<br />

Vorrat zu Ende, könne nichts mehr geben, das<br />

Magazin sei leer. Nun warteten sie einige Wochen<br />

geduldig, dann spazierten sie zerlumpt und halbnackt,<br />

wie sie waren, durch das Lager. Sie jammerten<br />

nicht, aber die zerschlissenen Fetzen, die von<br />

ihnen herabhingen, sprachen statt ihrer. Auch der<br />

Fähnrich empfing ihren Besuch, sie erschienen in<br />

seiner Box und sagten ihm, sie hätten gehört, er beschäftige<br />

sich mit Sozialwissenschaft. Als sie gegangen<br />

waren, suchte der Fähnrich den Oberleutnant<br />

Ertl auf: „Herr Oberleutnant, warum bekomen diese<br />

Leute keine Kleider?“ Ertl beteuerte hoch und heilig,<br />

daß alles ausgegangen sei. Er habe gestern den<br />

letzten Sweater ausgegeben, und dieser hätte bereits<br />

17 Rubel gekostet.<br />

„Warum haben Sie den Sweater nicht einem von<br />

den dreien gegeben?“<br />

Ertl starrte ihn an. Einen Sweater zu 17 Rubel?<br />

Wovon sollten sie ihn bezahlen? Sie seien nicht ein-<br />

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