Untitled - Adatbank

gestiegen. Hier hatten sie darüber gesprochen, daß
er, der Fähnrich, mit dem Leben davonkommen
würde. Wieso konnte man das vorher wissen? Mein
Gott... meine Mutter... meine Mutter... Wer
weiß... wer weiß...
Vor dem Dorfe stieg er aus dem Wagen, ging zu
Fuß weiter. Er schickte jemand voraus, der melden
sollte, daß er käme... Auf dem Feldweg, den er
ging, erkannten ihn die Bauern. Sie schlugen verwundert
die Hände zusammen. Ein alter Bauer wollte
ihn kaum weitergehen lassen, umarmte, küßte ihn ...
Frauen weinten, Kinder sprangen um ihn, alte Bauern
begleiteten ihn mit dem Hute in der Hand. Als
käme er vom Jenseits zurück. Er schritt die Dorfgasse
entlang, er näherte sich dem Tore, da stürzten
plötzlich schluchzend die Seinen ihm entgegen: sein
greiser Vater mit entblößtem Haupt, seine Frau —
aufgewühlt, sein Söhnchen — erschrocken. Aber
seine Mutter, sein jüngerer Bruder waren nirgends
zu sehen. Und weder hier und jetzt, noch später und
anderswo.
Als er nach langen Monaten im Garten saß und die
Quittenäpfel schon gelb vom Herbst in den Zweigen
leuchteten und die Fässer zur Weinlese vorbereitet
wurden, da überkam ihn eine sonderbare
Krankheit. Er hatte bis jetzt sich nur bemüht, die
qualvollen sieben Jahre von sich abzustreifen. Jetzt
empfand er, daß etwas anderes sein Herz bedrückte.
Es kann ja nicht so weitergehen. Er muß sich nach
etwas umsehen, muß arbeiten. Er muß mit seinem
Doktordiplom etwas zu beginnen suchen in der Welt.
Man muß ja leben. Morgen wird er bereits Vorwürfe
aus den Blicken lesen.
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