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Untitled - Adatbank

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sehr lakonisch über diesen traurigen Kriegsabschluß<br />

— deshalb war die Kommandantur nicht in<br />

der Lage, Einzelheiten mitzuteilen. Sollten die Nachrichten<br />

stimmen, so würden die Mittelmächte als<br />

Kriegsentschädigung vor allem Polen erhalten. Onkel<br />

Hégyi sagte, er werde dies alles erst glauben, wenn<br />

der Heimkehrzug ihn nicht nur abgeholt, sondern<br />

auch daheim in Kaschau abgesetzt hätte.<br />

Aber die meisten nahmen es anders auf, in den<br />

Boxen regte sich fieberhaftes Leben, alles begann ein -<br />

zupacken, aufzuräumen, der Kaufpreis für Wörterbücher,<br />

für Farben und Pinsel und Balalaikas war<br />

stark gesunken. Und doch verursachte diese Nachricht<br />

von Brest-Litowsk keine ungetrübte Freude. Im<br />

ersten Augenblick hatte man nicht daran gedacht,<br />

aber die Bemerkung eines österreichischen Kadetten<br />

rief unliebsames Aufsehen hervor — und hatte doch<br />

Sinn und Verstand: „Weiterdienen, Kameraden!“<br />

Das war richtig. Bei einem Sonderfrieden muß man<br />

weiterdienen. Man muß an die französische, an die<br />

italienische, an die Balkanfront hinaus. Besser ist es<br />

dann, hierzubleiben. Einer sagte, es falle ihm nicht<br />

ein, heimzureisen; er bleibe, bis der ganze Rummel<br />

zu Ende sei. Ein Sonderfriede habe gar keinen Sinn.<br />

Wenn es schon Frieden gibt, so soll er an allen Fronten<br />

zugleich geschlossen werden. Alle gerieten in<br />

Aufregung, alle murrten: auch gegen die Kommandantur<br />

fielen einzelne häßliche, bittere Bemerkungen<br />

— man hatte Angst, sie werde ihre Macht mißbrauchen,<br />

von ihr hänge es ab, wie die Meldung über<br />

jeden einzelnen in der Heimat ausfalle. Wenn ihr ein<br />

Gesicht nicht paßt, wird man dann von neuem an die<br />

Front hinausgeworfen.<br />

Niedergeschlagen ging alles zu Bett. In der bangen<br />

Stille erdröhnte plötzlich die Stimme eines Oberleutnants:<br />

„Jetzt sollen nur die Revolutionäre reden! Das<br />

haben wir von ihrer Revolution!“<br />

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