Untitled - Adatbank

en auszubeuten. Auch wer bis dahin konservativ gewesen
war und den Sieg des Kapitalismus verteidigt
hatte, war hier anderer Meinung geworden. Er war
gegen die Lagerkapitalisten. Dieses Kapital hier, sagten
die Leute, sei ein anderes als das daheim. Das
heimische sei produktiv, sei Nationalbesitz...
„Auch das hiesige Kapital ist produktiv. Auch dieses
Geld gehört einer geschlossenen Gesellschaft...“
„Aber es ist auf unmoralische Weise erworben!“
„Warum unmoralisch? Andere Länder, andere Sitten...“
Sie ließen bedenken, daß auch in Lager sich nur
diejenigen durchgesetzt hätten, welche aktiven Mut,
Initiative, Genie besaßen. Daher ihre Bereicherung.
„Im Gegenteil, Kamerad, wir haben den Kapitalisten
hier dankbar zu sein, denn sie geben uns den
Broterwerb.“
So waren die früher revolutionären Kameraden
konservativ und die früheren Konservativen revolutionär
geworden, es kam nur darauf an, auf welcher
Seite der Betreffende stand, auf der gewinnenden
oder auf der verlierenden. Millionäre, Großunternehmer,
Großgrundbesitzer in der Heimat — hier waren
sie zu Unterdrückten, zu Lohnsklaven geworden.
Es gab hohe Stabsoffiziere, Staatsbeamte, die nicht
imstande gewesen waren, hier emporzukommen.
Die Unterdrückten ließen durch einen von den Ihren
eine Tabelle ausarbeiten, in welcher nachgewiesen
wurde, daß das Realeinkommen, gemessen an
dem wahren Kaufwert des Geldes, in der letzten Zeit
trotz starker Lohnerhöhungen gesunken sei. Die Unternehmer
erfuhren von dieser Tabelle durch ihre
Spione und betrachteten diese Feststellung als offene
Herausforderung.
Sie sagten, daß dieser vierte Stand bolschewistisch
sei und daß man ihn bekämpfen müsse.
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