Untitled - Adatbank

Söhnchen geschickt. Als hätten sie daheim geahnt,
daß seines Bleibens hier nicht mehr lange sein
würde. „Das ist aber nett, daß ihr gekommen seid!
Gerade wollte ich selbst zu euch reisen. Es macht
sich sehr gut, es trifft sich, daß ich auf einen glänzenden
Posten Aussicht habe, sogenannten Hinterlandsdienst.
Lieb, sehr lieb, daß ihr gekommen seid!“
Doch alle diese Scherze sollten ihm diesmal nicht
gelingen. Zu schwer lasteten die Tatsachen auf seiner
Seele, und seine Frau ließ die Frage des „Hinterlandsdienstes“
dahingestellt sein. Sie blieb traurig
und hörte ihm nur mit verschleiertem Blick zu, gedrückt
und ohne Worte. Er aber wollte lebhaft, ungezwungen,
sorglos erscheinen, seine Frau sollte ihn
so sehen. Es war unmöglich. Die Witze verzerrten
sich auf seinen Lippen, jedes seiner Worte ließ die
Verstellung merken, alles, was er sagte, war plump
und grotesk, man sah es ihm an, daß er Komödie
spielte und nicht einmal gut spielte. Deshalb ließ er
es schließlich sein. Der kleine Sohn spielte auf dem
Teppich. Sie saßen auf dem Sofa. Plötzlich füllten
sich ihre Augen mit Tränen, und beide weinten,
wortlos küßte er die Hand seiner Frau. Sprach nicht
mehr von Hinterlandsdienst. Denn er zieht, er zieht
ins Feld, er geht ab, ausgerüstet mit Brotsack und
Armeerevolver, Landkartentasche an der Seite, Verbandpäckchen
in der Tasche, und um den Hals trägt
er in einer Blechumhüllung die Legitimationskarte,
das Erkennungszeichen, auf dem sein Name steht
und auch der Name der zu Verständigenden, falls...
Er zieht hinaus in die* Schlacht, eine Blutrinne in
der Mitte des Bajonetts, und die Menschen werden
aufeinander losstechen, einer auf den andern, werden
aufeinander losknallen, einer auf den andern,
denn auch der andere ist ein Mensch wie er, hat vor
dem Kriege keine Anstellung gehabt, und auch das
Kind des „Gegners“ ist zu Hause bei den Eltern des
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