Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
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d’acuité, a évincé tous les autres sentiments et devient une religion. Cet état de<br />
Germanisme aigu et actif n’est plus le ‘Deutschtum’ des temps mo<strong>der</strong>nes, pratique,<br />
emporté et bruyant. Il ne paraît pas de notre temps et rappelle plutôt le<br />
temps de Thor et d’Odin. 1<br />
In den Augen Montaberts übertreibt Hitler den Kult um das Deutschtum, setzt es<br />
einer Religion gleich. Mit dem lauten, mo<strong>der</strong>nen, praktischen Deutschland konnte<br />
Montabert mehr anfangen als mit dem rückwärtsgewandten, mythischen, wie es sich<br />
ihm jetzt präsentiert. Das Wahlergebnis sei wichtig für die Innenpolitik, die Wirtschaft,<br />
Kultur und das Gesellschaftliche im Dritten Reich und richtungsweisend für<br />
die außenpolitischen Geschehnisse. <strong>Die</strong>sen Bogen spannen auch an<strong>der</strong>e französische<br />
Beobachter, die in <strong>Vie</strong> int. zu Wort kommen, wenn sie sich die bange Frage stellen,<br />
was aus Frankreich und dem Frieden wird, wenn Deutschland weiter im Mythischen<br />
versinkt.<br />
Beim Rückblick auf das für Deutschland innenpolitisch so bedeutsame Jahr 1933<br />
fällt auf, daß <strong>Vie</strong> int. merkwürdigerweise nicht auf das Ermächtigungsgesetz und das<br />
Außerkraftsetzen <strong>der</strong> Verfassung eingeht. Das mag mit <strong>der</strong> unrühmlichen Rolle zusammenhängen,<br />
die das Zentrum bei <strong>der</strong> Abstimmung zum Ermächtigungsgesetz<br />
gespielt hat. Und auch vom Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 und seinen Folgen<br />
für die Aufhebung <strong>der</strong> Grundrechte durch den § 48 sagt <strong>Vie</strong> int. nichts. Er galt bekanntlich<br />
als Mittel, die Kommunisten auszuschalten; eine Maßnahme, die vielleicht<br />
im Stillen von <strong>der</strong> katholischen <strong>Vie</strong> int. gutgeheißen wird. 2<br />
Hitlers innenpolitische Macht. Kampf und Konsolidierung<br />
Auch Charles Bosson, französischer Deutschlandkorrespondent, fragt sich, wohin<br />
Deutschland geht. 3 Er macht sich über die zukünftige Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> deutschen<br />
Län<strong>der</strong> Gedanken, von <strong>der</strong> er annimmt, sie sei ein Ziel <strong>der</strong> für 1934 vorgesehenen<br />
neuen deutschen Verfassung. 4 Dabei entsteht ein freundliches Bild von Deutschland,<br />
dem er Vorbildcharakter für Frankreich zumißt. Er sieht nicht, daß das, was für 1934<br />
vorgesehen ist, das Inkrafttreten des am 30. Januar 1934 erlassenen „Gesetzes über<br />
den Neuaufbau des Reiches“ ist, das auf die Beseitigung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>parlamente zielt,<br />
womit die politische Ausschaltung <strong>der</strong> bisherigen Minister, Abgeordneten und höhe-<br />
1 <strong>Vie</strong> int., 25.11.1933, S. 121<br />
2 <strong>Die</strong>se Vermutung wird gestützt durch Hörling, <strong>der</strong> in Bezug auf die beiden letztgenannten Ereignisse<br />
„un silence significatif“ bei <strong>der</strong> französischen Rechten feststellt; a.a.O., S. 681. Hingegen nahm die<br />
linke Presse ausführlich dazu Stellung, verurteilte die brutalen Ausschreitungen <strong>der</strong> Nationalsozialisten<br />
und glaubte keinen Moment an eine Schuld <strong>der</strong> Kommunisten; a.a.O., S. 690. Ebenso die Mitte,<br />
die Zweifel und Mißtrauen an <strong>der</strong> offiziellen deutschen Version äußerte; a.a.O., S. 702<br />
3 <strong>Vie</strong> int., 10.2.1934, S. 412-423<br />
4 a.a.O., S. 413<br />
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