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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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Martial Viveyrol ordnet sich in diese Reihe <strong>der</strong> Deutschlandbewun<strong>der</strong>er ein. Ihm<br />

zufolge hat <strong>der</strong> Nationalsozialismus nur positive Auswirkungen auf Deutschland. Er<br />

stellt es als glänzendes Beispiel Frankreich gegenüber:<br />

Causez avec l’homme de la rue [...] on trouve partout une indéniable joie de vivre,<br />

une amabilité toute naturelle, une invincible confiance dans l’avenir du<br />

pays. Cet avenir [...] on le voit s’imposant au monde [...]. 1<br />

Dagegen zeichnet <strong>der</strong> Autor ein Frankreichbild, das von Unruhe und Kriegsahnungen<br />

erfüllt ist:<br />

Une France [...] qui mendie sa ‘sécurité’ aux quatre coins de l’Europe ... Au<br />

total une atonie triste et presque désespérée, une certaine jouissance amère de la<br />

catastrophe inévitable ... 2<br />

Viveyrol zeigt sich nazifreundlich. Er findet nicht, daß sich in Deutschland etwas<br />

Neues, Umstürzlerisches ereignet hätte. <strong>Die</strong> Nationalsozialisten würden nur die Politik<br />

Brünings, von Papens und Schleichers fortsetzen, die unbestreitbar richtig gewesen<br />

sei und sie mit <strong>der</strong> neuen Ideologie nur schmücken. 3 Auch an<strong>der</strong>e Aspekte dieser<br />

Ideologie spielt er herunter: die Diskriminierung <strong>der</strong> Juden 4 , die Hitlerlehre als reine<br />

Philosophie <strong>der</strong> Gesundheit und die lediglich metaphysische Bedeutung <strong>der</strong> Arbeitslager.<br />

Viveyrol sieht Hitlerdeutschland mit verklärtem Blick.<br />

Ohne Stellungnahme druckt <strong>Vie</strong> int. einen Monat später unter <strong>der</strong> Rubrik „Documents”<br />

einen Propagandatext ab, den sie <strong>der</strong> Reichspost vom 15. April 1935 entnommen<br />

und übersetzt hat. Darin geht es um eine Positionsbestimmung <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Ideologie in Abgrenzung zum Katholizismus. Demzufolge will <strong>der</strong><br />

Nationalsozialismus als Doktrin im Sinne einer religiösen Lehre verstanden und anerkannt<br />

werden. 5 Seine Schlagworte seien Ehre, Recht und Vaterland und sein Symbol<br />

das Hakenkreuz. Ein fünftes Evangelium soll entstehen, in dem <strong>der</strong> Mut, die<br />

Kraft und die Opferbereitschaft gepriesen würden. Neue Bibel sei Mein Kampf.<br />

Der Text rückt die Nazi-Ideologie natürlich in ein positives Licht. Der Deutsche wird<br />

als kraftvoll und aufrecht dargestellt, und wenn er es noch nicht ist, dann soll er es<br />

werden:<br />

Par notre doctrine, nous voulons donner aux Allemands ce qui leur convient<br />

selon leur nature. Représentons-nous l’homme allemand tel qu’il est: droit et<br />

libre, le regard levé vers le ciel. La doctrine chrétienne, la croix, emblème<br />

déprimant, l’homme tenant les yeux baissés, et même prosterné à genoux,<br />

1 <strong>Vie</strong> int., 10.4.1935, S. 131<br />

2 a.a.O., S. 131-132. <strong>Die</strong> politische Situation Frankreichs und die Stimmung in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

schätzt er richtig ein. Vgl. hier die Kapitel „Außenpolitik” und „Innenpolitik”, wo mehrfach auf diese<br />

Aspekte hingewiesen wird.<br />

3 a.a.O., S. 132<br />

4 Siehe Kapitel „Rassentheorie”<br />

5 <strong>Vie</strong> int., 25.5.1935, S. 32<br />

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