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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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kapitulieren vor <strong>der</strong> französischen Besatzung. <strong>Die</strong> Finanzierung des Wi<strong>der</strong>standes<br />

ruiniert die deutsche Wirtschaft vollends. Das Land droht im sozialen und politischen<br />

Chaos unterzugehen. <strong>Die</strong> Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen sind auf<br />

dem Nullpunkt angelangt. Deutschland fühlt sich gedemütigt und empfindet Ressentiments<br />

und Bitterkeit gegenüber Frankreich. Nach <strong>der</strong> Ruhrbesetzung geht es aber<br />

auch Frankreich schlecht; gegen Ende 1923 verfällt <strong>der</strong> Franc rapide. Frankreichs<br />

Schwierigkeiten waren durch die Ruhrbesetzung nicht zu lösen. Deswegen muß die<br />

Regierung des „Nationalen Blocks“, einer Koalition <strong>der</strong> Parteien <strong>der</strong> Rechten und <strong>der</strong><br />

Mitte unter Poincaré, im Mai 1924 dem „Kartell <strong>der</strong> Linken“ weichen.<br />

Der Ruhrkampf war <strong>der</strong> Höhepunkt des „Kalten Krieges“. Danach sind beide Län<strong>der</strong><br />

erschöpft. Es folgen ruhigere Jahre, die vom Bemühen um eine bei<strong>der</strong>seitig akzeptable<br />

Friedensordnung gekennzeichnet sind. Ministerpräsident Edouard Herriot will<br />

sich Deutschland auf dem Verhandlungsweg annähern. Hier trifft er auf den ebenfalls<br />

verhandlungswilligen Stresemann. Ein Schritt in Richtung Friedensordnung ist <strong>der</strong><br />

Dawes-Plan, <strong>der</strong> die Räumung des Rheinlandes, die Investition amerikanischen Kapitals<br />

in Deutschland und die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> deutschen Zahlungen an die Alliierten<br />

vorsieht. Zwischen 1925 und 1927 liegt dann eine Periode <strong>der</strong> Entspannung. In<br />

diese Zeit fallen die Locarno-Verträge, die die Anerkennung <strong>der</strong> deutschen Westgrenze<br />

mit Frankreich und Belgien bestätigen, was für Frankreich eine Beruhigung<br />

darstellt, und die Räumung <strong>der</strong> linksrheinischen Gebiete von französischen und belgischen<br />

Truppen. Eine weitere Beruhigung für Frankreich ist, daß diese Gebiete nicht<br />

wie<strong>der</strong> militarisiert werden durften. <strong>Die</strong> französischen Friedenspolitiker, die für den<br />

Kompromiß, wenn nicht sogar für die Verständigung mit Deutschland sind, heißen<br />

Briand und Caillaux; in Deutschland ist es weiterhin Stresemann. Trotz aller Entspannungs-<br />

und Friedensliebe wünscht die französische Öffentlichkeit doch, in Bezug<br />

auf Deutschland politisch Vorsicht walten zu lassen. Im September 1926 wird<br />

Deutschland in den Völkerbund aufgenommen, wie es <strong>der</strong> Dawes-Plan vorgesehen<br />

hat. <strong>Die</strong>s dient ebenfalls <strong>der</strong> Zähmung Deutschlands und <strong>der</strong> Beruhigung Frankreichs.<br />

Eine direkte Konfrontation scheint damit ausgeschlossen. Ende 1926 und im<br />

Laufe des Jahres 1927 macht die Normalisierung <strong>der</strong> französisch-deutschen Beziehungen<br />

weitere Fortschritte. Im August 1927 schließen die beiden Län<strong>der</strong> sogar einen<br />

Handelsvertrag ab. <strong>Die</strong> Entspannung, die die Politiker ab 1924 herbeigeführt haben,<br />

greift nun auch auf die öffentliche Meinung bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> über. <strong>Die</strong>ses gute Klima<br />

herrscht ungefähr bis <strong>1928</strong>. Beide Län<strong>der</strong> haben die Währungs- und Finanzmisere<br />

vom Anfang <strong>der</strong> 20er Jahre überwunden. Stabilität und Vollbeschäftigung besänftigen<br />

Ressentiments und Animositäten. <strong>Die</strong> neue deutsch-französische Annäherung<br />

wird von zahlreichen gegenseitigen Begegnungen getragen, von denen weiter unten<br />

noch die Rede sein wird.<br />

Auf politischer Ebene bahnen sich indessen neue Schwierigkeiten an, weil das Reparationsproblem<br />

noch nicht gelöst ist und Deutschland auf die Revision seiner Ostgrenze<br />

hinarbeitet. Hingegen will Frankreich den Status quo in Europa konsolidieren.<br />

Der Young-Plan gewährt Deutschland im August 1929 dann einen Nachlaß bei <strong>der</strong><br />

Schuldenrückzahlung. In den ersten Monaten des Jahres 1930 hat die Räumung <strong>der</strong><br />

letzten von französischen Truppen besetzten Rheingebiete dort nationalistische und<br />

fast revanchistische Kundgebungen zur Folge. Das zeigt, daß in Deutschland <strong>der</strong><br />

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