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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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Jetzt, im Juni 1937, beobachtet er, daß <strong>der</strong> ideologische Kreuzzug Hitlers noch nicht<br />

beendet ist. 1 <strong>Die</strong> Waffen würden erneut geschmiedet und zwar in Form des Antikomintern-Paktes<br />

mit Japan (25. November 1936).<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> Hitler-Stalin-Beziehung zeigt Schumann nochmal auf, daß es in den<br />

20er und 30er Jahren Annäherungsversuche auch zwischen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n gegeben<br />

habe, um eine internationale Gemeinschaft zu organisieren. Sie seien aber mißbraucht<br />

worden, um die eigene Machtposition zu stärken. Da keine neutrale Schiedsgewalt<br />

von den Staaten mehr anerkannt werde, beurteilt Schumann die Suche nach<br />

Frieden als aussichtslos. <strong>Die</strong> <strong>Vie</strong>lzahl <strong>der</strong> in den letzten Jahren abgeschlossenen<br />

Bündnisse lege davon Zeugnis ab. 2<br />

Eines davon ist die Achse Rom-Berlin. Der stets in reißerischer Manier schreibende<br />

deutsche Emigrant Kurt Türmer erwartet von ihr keine positiven Auswirkungen auf<br />

das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Deutschland. 3 Das ist sein Thema über<br />

Jahre.<br />

Der italienischen, von Mussolini gegängelten Presse wirft er pronazistische Tendenzen<br />

vor. Sie spiele den Kulturkampf in Deutschland herunter und verbreite die Ansicht,<br />

daß die Nationalsozialisten nicht so unrecht hätten, wenn sie gegen den politischen<br />

Katholizismus ankämpfen. 4 Darüber ist er empört. An<strong>der</strong>erseits stellt er klar,<br />

daß <strong>der</strong> Vatikan und seine Presse die Katholikenverfolgung aufs Schärfste verurteilt. 5<br />

Das geschehe auch ganz deutlich in <strong>der</strong> Enzyklika „Mit brennen<strong>der</strong> Sorge“, 6 die auf<br />

die Agonie <strong>der</strong> katholischen Kirche in Deutschland reagiert. 7<br />

Von <strong>der</strong> Achse Rom-Berlin ist erstaunlicherweise in <strong>Vie</strong> int. sonst kaum mehr die<br />

Rede. Ihr wird auch kein eigener Artikel gewidmet. Das mag damit zusammenhängen,<br />

daß die Franzosen nicht begeistert waren, als sich Italien infolge <strong>der</strong> schwachen<br />

Reaktion Frankreichs auf die Rheinlandbesetzung von seinem früheren Verbündeten<br />

abwendet und sich zwischen Mai und November 1936 dem stärkeren Deutschland<br />

zuwendet. 8<br />

Im Februar 1938 sieht <strong>Vie</strong> int. ein, daß es den Mitglie<strong>der</strong>n des Völkerbundes nicht<br />

gelungen ist, ein System <strong>der</strong> kollektiven Sicherheit herzustellen. 9 Im Gegenteil: Sie<br />

erkennt eine Reihe von Anzeichen für einen neuen Krieg; das sind <strong>der</strong> italienischäthiopische<br />

Konflikt, <strong>der</strong> Spanische Bürgerkrieg, die japanische Invasion in China<br />

und die Stärkung des Dreiecks Berlin-Tokio-Rom 10 , als Italien am 6. November 1937<br />

1 <strong>Vie</strong> int., 25.6.1937, S. 388<br />

2 a.a.O., S. 389-390<br />

3 <strong>Vie</strong> int., Okt.-Dez. 1937, S. 358-363<br />

4 a.a.O., S. 359<br />

5 a.a.O., S. 359-360<br />

6 So nazifeindlich kann die Papst-Presse allerdings nicht genannt werden; vgl. dazu: Fouilloux, Etienne:<br />

Le Vatican entre Hitler et Staline, in: Winock, Les Années trente, a.a.O., S. 200<br />

7 <strong>Die</strong>ses Thema wird im Kapitel „Katholische Frage“ eingehend behandelt.<br />

8 Zu weiteren Gründen für das Abschwenken Italiens ins deutsche Lager, vgl. Bloch, a.a.O., S. 455<br />

und Poidevin/Bariéty, a.a.O., S. 395<br />

9 <strong>Vie</strong> int., 10.2.1938, S. 348<br />

10 a.a.O., S. 349<br />

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