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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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en Staatsbeamten verbunden ist. 1 Den Verlust <strong>der</strong> regionalen Selbständigkeit ahnt<br />

wohl auch Bosson:<br />

Aucun doute n’est possible, le gouvernement d’Hitler va prussianiser systématiquement<br />

le pays et écraser toute cette floraison de vie régionale qui donnait à<br />

l’Allemagne une physionomie si caractéristique. 2<br />

Doch glaubt er nicht recht daran:<br />

Est-ce alors un coup de barre définitif vers un Etat allemand centralisé et unitaire<br />

...? - Voilà qui est moins sûr, quoi qu’on en ait dit. 3<br />

Bosson stellt klar, daß Hitler ein vereinheitlichtes und gut organisiertes Deutschland<br />

will. Das habe die Zeremonie von Potsdam schließlich bewiesen. 4 Jedoch:<br />

... jamais Berlin ne pourra devenir comme Paris le centre totalitaire de la vie<br />

intellectuelle et artistique: Munich sera toujours la ville de l’art, Cologne celle<br />

des Primitifs allemands, Bonn un centre romaniste ... 5<br />

Bosson glaubt, daß Hitler weiterhin dazu entschlossen ist, sein Regime auf die Werte<br />

Familie, Beruf und Regionalcharakter zu gründen und es nur in dem Maße wirtschaftlich<br />

und kulturell zu zentralisieren, wie es <strong>der</strong> Festigung <strong>der</strong> Einheitspolitik<br />

dient. 6 In <strong>der</strong> Art wie Bosson das beschreibt, wirkt er fast enthusiastisch. <strong>Die</strong> Vermutung,<br />

daß Hitler die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> erhalten wolle, leitet er von dessen<br />

zahlreichen Reisen und öffentlichen Auftritten in allen Teilen Deutschlands ab. 7<br />

Und diese organisch anmutende <strong>Vie</strong>lfalt in <strong>der</strong> Einheit schwebt Bosson auch für<br />

Frankreich vor. Er findet, daß die französische Unterteilung in Départements willkürlich<br />

ist und daß die Zentralisierung oft genug die regionalen Aktivitäten unterdrückt.<br />

Kein Wun<strong>der</strong> also, daß die Deutschen von Frankreich denken, es sei „... un<br />

pays pauvre, uniforme et banal“. 8<br />

Nach deutschem Vorbild müsse die französische Politik gestaltet werden: Wendiger,<br />

menschlicher und regionalistischer, damit sich die partikularen Interessen besser ent-<br />

1 Zur Auflösung <strong>der</strong> bundesstaatlichen Struktur seit Bismarck und zur Einführung des staatlichen Zentralismus,<br />

vgl. Gebhardt, a.a.O., S. 191 und Benz u.a. (Hrsg): Enzyklopädie des Nationalsozialismus,<br />

a.a.O., S. 490-491<br />

2 <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 413<br />

3 a.a.O., S. 412<br />

4 a.a.O., S. 415. <strong>Die</strong> Bedeutung dieser Zeremonie muß <strong>der</strong> französische Leser <strong>der</strong> Tagespresse entnehmen,<br />

denn <strong>Vie</strong> int. erläutert sie nicht näher. Der Festakt am 21. März 1933 sollte die Verbundenheit<br />

des konservativen und bürgerlichen Lagers, repräsentiert durch Hindenburg, mit <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Bewegung, durch Hitler verkörpert, symbolisieren. <strong>Die</strong> Illusion jenes Tages beschreiben<br />

auch: Benz, u.a. (Hrsg.), a.a.O., S. 651-652; Fest, a.a.O. S. 555-557; Gebhardt, a.a.O., S. 186<br />

5 <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 412<br />

6 <strong>Vie</strong> int., 10.2.1934, S. 415<br />

7 <strong>Die</strong> allgegenwärtige Präsenz Hitlers dokumentiert auch: Fest, a.a.O., S. 595, 596, 612 f.<br />

8 <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 422<br />

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