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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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thoden verurteilt <strong>der</strong> Autor als Domestikation des menschlichen Wesens. Sie führe zu<br />

Stagnation und bringe keinen Fortschritt. 1<br />

Er betont, daß den Franzosen so etwas aufgrund ihres Individualismus natürlich nie<br />

in den Sinn käme:<br />

Tandis que dans nos pays latins les extravagances de l’eugénitique se heurtent à<br />

la personnalité de l’individu, qui est considérée avant tout comme étant d’ordre<br />

spirituel. 2<br />

Genauso wie Battaglia glaubt de Greeff nicht an die Rassentheorie. Er begründet das<br />

eher geistig, während Battaglia biologisch argumentiert.<br />

Auch Louis Le Fur lehnt erwartungsgemäß in einem dritten Artikel das Rassenprinzip<br />

<strong>der</strong> Deutschen ab. Es sei wissenschaftlich nicht zu begründen:<br />

... cette doctrine de la race pure constitue une erreur scientifique. 3<br />

Er unterscheidet sich aber von Battaglia und de Greeff, weil er <strong>der</strong> Selektion auch<br />

nützliche Seiten abgewinnen kann. 4 <strong>Die</strong>se materialistische Haltung erstaunt bei einem<br />

Autor, <strong>der</strong> in einer katholischen französischen Zeitschrift schreibt, die sich <strong>der</strong><br />

Idee <strong>der</strong> Gleichheit <strong>der</strong> Menschen vor Gott verschrieben hat.<br />

Wie die Selektion angewendet werden könnte, sagt Le Fur nicht. Er geht aber konform<br />

mit Vacher de Lapouges Ansichten über die Ungleichheit <strong>der</strong> menschlichen<br />

Rassen, wonach <strong>der</strong> Arier in je<strong>der</strong> Weise überlegen, <strong>der</strong> Motor <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Zivilisation<br />

sei. Lapouge ist für die Ausrottung <strong>der</strong> weniger geeigneten Menschen und für<br />

eine „systematische Auslese“. 5 Le Furs farbig-gefällige Kommentare zu Lapouges<br />

Selektionstheorie scheinen Zustimmung zu implizieren, denn seiner Ansicht nach<br />

spricht nichts dagegen, einen qualitativ besseren Menschen zu züchten. Nachteilig sei<br />

nur die lange Wartezeit auf das Züchtungsergebnis, weil <strong>der</strong> Mensch sich nicht so<br />

schnell reproduziere. Aber:<br />

Ce n’est pas une raison, bien entendu, pour renoncer à rien faire dans ce sens<br />

dans les limites des possibilités morales et physiques. 6<br />

Le Fur vermittelt den Eindruck, als seien alle Deutschen mit <strong>der</strong> Rassentheorie einverstanden<br />

und als sei dies eine wesentliche Voraussetzung für ihre Anwendung. Der<br />

Ausdruck „les Allemands“ wird übrigens verallgemeinernd und häufig abfällig gebraucht.<br />

Le Furs Einstellung zu den Deutschen ist insgesamt negativ. Sie seien unwissenschaftlich,<br />

unmoralisch und ohne Gerechtigkeitsgefühl. Recht klar erkennt er<br />

auch, daß sich hinter <strong>der</strong> Rassendoktrin imperialistische Bestrebungen verstecken. 7<br />

1 <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 120, 121, 122<br />

2 a.a.O., S. 120<br />

3 a.a.O., S. 126<br />

4 a.a.O., S. 128<br />

5 Hierauf stützt sich u.a. Hitlers Rassenpolitik. Zum historischen Hintergrund <strong>der</strong> Rassenlehre vgl. z.B.<br />

Nolte, a.a.O., S. 349, 351<br />

6 <strong>Vie</strong> int., 10.1.1934, S. 136<br />

7 a.a.O., S. 126-129<br />

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