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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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... rien de ce qui concerne la situation intérieure de l’Allemagne ne saurait nous<br />

laisser indifférents, en ces temps incertains. 1<br />

D’Aragon geht nicht in dem Maße auf den mit dem Erbhofgesetz verbundenen Rassegedanken<br />

und die Einschränkung bäuerlicher Selbstbestimmung ein, wie es diesem<br />

Gesichtspunkt <strong>der</strong> „Blut-und-Boden“-Doktrin angemessen wäre. 2 Insofern sind seine<br />

Ausführungen oberflächlich und verherrlichend. Wegen des ideologischen Hintergrundes<br />

ist das deutsche Agrarkonzept den Franzosen nicht zu empfehlen. Um diese<br />

steht es freilich zur Zeit auch nicht zum besten. <strong>Die</strong> Landbevölkerung leidet unter <strong>der</strong><br />

Wirtschaftskrise und dem Sinken <strong>der</strong> Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse. 3<br />

Wenn d’Aragon eine Planwirtschaft nach deutschem Muster vorschwebt, wird ihm<br />

die Schaffung des staatlichen französischen Getreideamtes am 15. August 1937 mit<br />

Preiskontrolle und Ausfuhrmonopol nicht weit genug gehen. <strong>Die</strong> Mittel- und Kleinbauern<br />

atmen auf, aber die Großgrundbesitzer protestieren gegen die Eingriffe <strong>der</strong><br />

Regierung. 4 Zu letzteren gehört d’Aragon nicht. Er will die sozialistische Seite <strong>der</strong><br />

neuen deutschen Landwirtschaft in Frankreich verwirklicht sehen, unter Ausschluß<br />

<strong>der</strong> sie tragenden Rassenideologie.<br />

Am Ende <strong>der</strong> Berichterstattung über Wirtschaft und Soziales kommentiert <strong>Vie</strong> int. die<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Besetzung Böhmens und Mährens vom 15. März 1939 auf die<br />

Wirtschaft. Der Autor Mankiewiecz glaubt, daß sie natürlich we<strong>der</strong> für Böhmen und<br />

Mähren noch für Deutschland ein Gewinn sei. 5 Er erläutert, daß Deutschland in diesen<br />

Gebieten auf eine ähnlich defizitäre Wirtschaftsstruktur treffe, wie es selbst sie<br />

hat, weil auch das „Protektorat“ den größten Teil seiner Rohstoffe einführen müsse,<br />

um leben zu können. Darüber hinaus könne Deutschland nicht so ohne weiteres auf<br />

die Handelsbeziehungen <strong>der</strong> ehemaligen Tschechoslowakei zurückgreifen, weil:<br />

... l’économie allemande souffre du boycottage d’inspiration politique. 6<br />

Mankiewicz zeigt die Entwicklung auf, die die tschechische Schwer- und Textilindustrie<br />

vor und nach dem Münchner Abkommen genommen hat. Von einem Kohle exportierenden<br />

Land habe sich die Tschechei zu einem Importland entwickelt, weil sie<br />

zahlreiche Gruben an Polen und Deutschland habe abgeben müssen. An Eisenerz<br />

habe die Tschechoslowakei schon immer fast die Hälfte ihres Verbrauchs einführen<br />

müssen. <strong>Die</strong>se Situation habe sich seit März 1939 verschlimmert, weil die wenigen<br />

Erzminen zum Teil auf slowakischem Gebiet lägen. 7 Hier sieht Mankiewicz das Dilemma<br />

zwischen <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten vollen Produktion <strong>der</strong> Schwerindustrie im Protektorat<br />

und den sinkenden Importmöglichkeiten von Kohle und Eisenerz. 8<br />

1 <strong>Vie</strong> int., 10.6.1939, S. 247<br />

2 Vgl. dazu, z.B.: Benz, u.a. (Hrsg), a.a.O., S. 448<br />

3 Bloch, a.a.O., S. 411<br />

4 a.a.O., S. 462<br />

5 <strong>Vie</strong> int., August 1939, S. 231-236<br />

6 a.a.O., S. 232<br />

7 a.a.O., S. 233. <strong>Die</strong> Slowakei entstand am 14.3.1939 als Nebenprodukt <strong>der</strong> Zerschlagung <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />

durch Hitler; vgl. hier: Kapitel „Außenpolitik“<br />

8 a.a.O, S. 234<br />

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