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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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Aussagekraft. Obwohl doch <strong>der</strong> Propagandafilm wie kein an<strong>der</strong>er Zweig <strong>der</strong> Kulturpolitik<br />

die nationalsozialistische Idee transportiert, ja, aus ihr hervorgegangen ist,<br />

stößt dieser Aspekt des kulturellen Schaffens bei <strong>Vie</strong> int. auf unumschränkte Zustimmung.<br />

Für den Bereich <strong>der</strong> Erziehungspolitik wird deutlich, daß die Zeitschrift zwiespältige<br />

Bewun<strong>der</strong>ung für die virtuos durchgeführte totalitäre Erziehung <strong>der</strong> Jugend empfindet.<br />

Deutschland sei straff organisiert, die Rückgrate seien biegsam. <strong>Vie</strong> int. läßt den<br />

Eindruck eines Überwachungsstaates entstehen, in dem je<strong>der</strong> Jugendliche in einer<br />

Hitlerorganisation erfaßt ist. Mit dem Bedeutungsverlust <strong>der</strong> Familie und <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Jugendgruppen kann sie sich nicht abfinden, ebensowenig mit <strong>der</strong> Umwandlung<br />

konfessionsgebundener Schulen in „Deutsche Gemeinschaftsschulen“. <strong>Die</strong> Aufwertung<br />

des Sportunterrichts verspottet sie als Anfall von „Grecomanie“. Auch das<br />

landwirtschaftliche Jahr erntet bei ihr nur mitleidigen Spott.<br />

<strong>Die</strong> Durchdringung <strong>der</strong> Schullehrpläne mit mystisch-heldenhaftem und die Vergangenheit<br />

beschwörendem Gedankengut wird nicht von allen <strong>Vie</strong> int.-Autoren kritisiert.<br />

Es gibt auch vereinzelte Stimmen, die 1938 die Rassenkunde als das wichtigste Unterrichtsfach<br />

betrachten und als für Frankreich beispielhaft.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Jugend kommt aufgrund ihrer Kraft und Dynamik in <strong>Vie</strong> int. gut weg.<br />

Nur schade, daß sie so fanatisch an das Dritte Reich glaubt. Von den deutschfranzösischen<br />

Schüleraustauschen hält <strong>Vie</strong> int. viel, weil sie die Zukunft und den<br />

Frieden sichern helfen. Sie bedauert, daß die Kooperationsversuche nach 1933 abbrechen<br />

und in Deutschland gar in ein Feindbild umschlagen. <strong>Die</strong> fanatisierte Jugend<br />

werde gegen Frankreich ins Feld ziehen.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Kirchenpolitik stößt bei <strong>Vie</strong> int. in allen Punkten auf entschiedene Ablehnung.<br />

In <strong>der</strong> katholischen Frage ist die Nichtübereinstimmung <strong>der</strong> Weltanschauungen<br />

<strong>der</strong> Kernpunkt aller Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen deutschen Katholiken<br />

und Nationalsozialisten. Obwohl zu genau diesem Gesichtspunkt in <strong>Vie</strong> int. kein eigener<br />

Artikel erscheint und schon gar nicht die gegensätzlichen Positionen deutlich<br />

von einan<strong>der</strong> abgegrenzt würden, ist <strong>der</strong> Konflikt doch in jedem <strong>der</strong> zur katholischen<br />

Frage geschriebenen Aufsätze ersichtlich.<br />

<strong>Die</strong> nationalsozialistischen Motive bei <strong>der</strong> Bekämpfung von Bolschewismus und<br />

Marxismus, aber auch des politischen Katholizismus und bei <strong>der</strong> Entkonfessionalisierung<br />

des öffentlichen Lebens bei gleichzeitig zugesichertem persönlichen und ideellen<br />

Schutz für die Glaubensvereinigungen ziehen sich durch alle Artikel, die sich<br />

mit den Katholiken in Deutschland befassen. <strong>Die</strong> Äußerungen deutscher Katholiken<br />

selbst zeugten aber von Verfolgung, Unterdrückung und Erniedrigung. <strong>Die</strong> Nationalsozialisten<br />

würden ihre Maßnahmen mit dem Streben nach innerer Einheit des deutschen<br />

Volkes, nach einer in je<strong>der</strong> Beziehung gleichgearteten Volksgemeinschaft begründen.<br />

Darin habe ein christliches Glaubensbekenntnis keinen Platz. Daher das<br />

Aufbegehren <strong>der</strong> Katholiken gegen die Einheitskirche, die vom Neo-Paganismus<br />

genährt werde, dem neuen Heidentum, das seine Wurzeln in <strong>der</strong> mystischen Verklärung<br />

des nordischen Blutes und <strong>der</strong> germanischen Rasse habe.<br />

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