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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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die Herstellungskosten zu senken, damit die deutschen Produkte auf dem Weltmarkt<br />

konkurrenzfähig blieben. 1<br />

Daran, daß Deutschland kein Kapital hat, ist Frankreich mit schuld. Von den als<br />

Knebelung empfundenen Reparationslasten, auf <strong>der</strong>en Erfüllung beson<strong>der</strong>s Frankreich<br />

besteht, schreibt <strong>Vie</strong> int. kein Wort. Zur Ankurbelung seiner Wirtschaft mußte<br />

Deutschland Kredite aufnehmen und bekam sie hauptsächlich aus Amerika. <strong>Die</strong>s<br />

ermöglichte zwischen 1924 und 1929 den Aufschwung. 2 Hier kritisiert <strong>Vie</strong> int., daß<br />

die Wie<strong>der</strong>belebung zu rasch erfolgt und sie nicht durch Rücklagen abgesichert sei. 3<br />

Aber Deutschland hatte bedingt durch Inflation und Währungsreform zu Beginn <strong>der</strong><br />

20er Jahre keine Reserven mehr, und die Erwirtschaftung von Kapital bekam Priorität.<br />

<strong>Vie</strong> int. wirft den Deutschen Blauäugigkeit vor, weil sie glauben, daß sich das in<br />

die Industrie investierte Kapital später amortisieren würde.<br />

Cette sorte de mystique économiqque, de plan grandiose, envahissant les imaginations<br />

collectives et produisant une des plus étonnantes transformations des<br />

nations mo<strong>der</strong>nes, est pour le sociologue un enseignement de première valeur.<br />

Nous venons de voir tout près de nous, de l’autre côté du Rhin, ce spectacle<br />

saisissant d’une cause finale collective agissant et triomphant: l’idée d’un avenir<br />

à créer, malgré de terribles risques à courir, a déterminé une nation à changer<br />

de sa structure économique. 4<br />

Rabeau erklärt, daß für Wirtschaft und Bevölkerung die Macht fatal sei, die die Industriellen<br />

im Einvernehmen mit dem Staat bei <strong>der</strong> Preislenkung hätten. Auch hier seien<br />

die Deutschen kurzsichtig gewesen, weil sie nicht den wahren Schwankungen des<br />

Marktes stattgegeben und nicht an die Folgen einer <strong>der</strong>artigen Wirtschaftspolitik gedacht<br />

hätten. 5 Rabeau bettet die Deflationspolitik in einen unpassenden Zusammenhang.<br />

Er schreibt, daß die Preise fallen und die Gehälter steigen und daß wi<strong>der</strong> Erwarten<br />

auch die Herstellungskosten und damit die Preise für gewerbliche und industrielle<br />

Erzeugnisse steigen. 6 Richtig ist, daß von 1923 bis <strong>1928</strong> im Rahmen <strong>der</strong><br />

staatlichen Zwangsschlichtung als letzte Instanz bei Tarifkonflikten allgemein zugunsten<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer recht hohe Löhne ausgehandelt wurden. 7 <strong>Die</strong> Deflation sollte<br />

mit Senkung <strong>der</strong> Staatsausgaben, Erhöhung <strong>der</strong> Steuern und Kürzung von Löhnen<br />

und Gehältern den Staatshaushalt sanieren und die ab 1930 sich verschärfende Krise<br />

abwenden helfen. <strong>Die</strong>s war ein Irrtum, wie auch <strong>Vie</strong> int. erkennt. 8 <strong>Die</strong> Nachfrage<br />

schwand vielmehr, die Produktion ging zurück, die Arbeitslosigkeit stieg rapide an.<br />

Als am 21. September 1931 Großbritannien das Pfund abwertet, bricht das inter-<br />

1 vgl. Wirtschaftsdienst, Heft 41, 10.10.1930, S. 1746-1752, in: Abelshauser, Werner, u.a. (Hrsg.):<br />

Deutsche Sozialgeschichte 1914-1945, München 1985, S. 25 ff, in: Bundeszentrale für politische<br />

Bildung (Hrsg.). Informationen zur politischen Bildung, Heft 261: Weimarer Republik, Bonn 1998,<br />

S. 35<br />

2 a.a.O., S. 33<br />

3 <strong>Vie</strong> int., Okt.-Dez. 1932, S. 72<br />

4 a.a.O., S. 72-73<br />

5 a.a.O., S. 75<br />

6 a.a.O., S. 74<br />

7 Informationen zur polit. Bildung, a.a.O., S. 34<br />

8 <strong>Vie</strong> int., a.a.O., S. 75<br />

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