Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
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<strong>Die</strong> Annäherungsversuche <strong>der</strong> französischen Katholiken an Deutschland<br />
Innerhalb <strong>der</strong> französisch-deutschen Beziehungen sind - wie oben schon angedeutet -<br />
für unser Thema beson<strong>der</strong>s die Verbindungen zwischen französischen und deutschen<br />
Katholiken interessant. <strong>Die</strong> Katholiken stellen in Frankreich ein großes Wählerpotential,<br />
und sie sind maßgeblich an <strong>der</strong> Zwischenkriegspolitik beteiligt. Unter ihnen<br />
gibt es verschiedene Gruppierungen, Vereinigungen und herausragende Persönlichkeiten,<br />
die sich um die französisch-deutsche Annäherung verdient gemacht haben. 1<br />
Es lassen sich Phasen erkennen, in denen die verschiedenen Gruppierungen sich zu<br />
Deutschland hin entwickeln. In einer ersten Phase zwischen dem Waffenstillstand<br />
und den Verträgen von Locarno, etwa 1925, stehen die meisten Katholiken dem<br />
„Nationalen Block“ nahe. Sie sind mehr o<strong>der</strong> weniger nationalistisch gesonnen. <strong>Die</strong><br />
katholische Rechte besteht auf Erfüllung des Versailler Vertrags, für sie ist Deutschland<br />
<strong>der</strong> Feind. <strong>Die</strong> katholische Linke hat gegen eine Verständigung mit <strong>der</strong> jungen<br />
Republik von Weimar nichts einzuwenden. <strong>Die</strong> Saat <strong>der</strong> Aussöhnung ist auf jeden<br />
Fall vorhanden. Damit sie Früchte trägt, gibt es in diesen ersten Jahren mehrere Initiativen:<br />
es entstehen katholische Vereinigungen auf internationalem Niveau, <strong>der</strong><br />
Papst schaltet sich in die Politik ein, die deutschen Katholiken nehmen mit ihren<br />
französischen Mitbrü<strong>der</strong>n Kontakt auf (davon zeugen die Zeitschriften „Hochland“<br />
und „Germania“) und beginnen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Innerhalb des<br />
französischen Katholizismus spaltet sich eine Gruppe ab, die eine neue europäische<br />
Ordnung begründen möchte. <strong>Die</strong>se und auch an<strong>der</strong>e setzen sich für verbesserte Beziehungen<br />
mit Deutschland ein. Und das in einer Zeit, in <strong>der</strong> politisch zwischen den<br />
beiden Län<strong>der</strong>n ein kalter Krieg herrscht. <strong>Die</strong>s hält sie aber nicht davon ab, ebenso<br />
wie die Regierungen von Poincaré und Briand auf <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> Verträge zu bestehen.<br />
<strong>Die</strong> Besetzung <strong>der</strong> Ruhr (Januar bis September 1923) wird einheitlich gutgeheißen.<br />
Ungefähr ab 1924 entspannt sich ihre harte Haltung etwas und geht in Richtung<br />
einer vorsichtigen Öffnung. <strong>Die</strong>s korrespondiert mit <strong>der</strong> politischen Entwicklung,<br />
die versucht, den Weg <strong>der</strong> Verhandlungen einzuschlagen. Den Deutschen wird<br />
aber nach wie vor mit Mißtrauen begegnet.<br />
In <strong>der</strong> Locarno-Ära, die eine zweite Phase mit den Jahren 1925-29 umspannt, entsteht<br />
ein positives Klima. <strong>Die</strong> meisten Katholiken befürworten die offizielle Annäherung<br />
an Deutschland. Sie wird nur von <strong>der</strong> katholischen Rechten, <strong>der</strong> Front Nationale<br />
Catholique unter Général de Castelnau kritisiert. Eine intellektuelle Annäherung leiten<br />
Jean de Pange 2 und Wladimir d’Ormesson ein. <strong>Vie</strong>le Katholiken wenden sich,<br />
wie wir gesehen haben, von <strong>der</strong> nationalistischen und deutschfeindlichen Action<br />
Française ab und unterstützen die Entspannungspolitik Briands. Sie beginnen, mehr<br />
international zu denken. <strong>Die</strong> Einbindung Deutschlands gilt ihnen als Garant für eine<br />
1 Darüber berichtet sehr detailliert Jean-Claude Delbreil: Les Catholiques français et les tentatives de<br />
rapprochement franco-allemand (1920-1933), Centre de recherches, Relations internationales de<br />
l'Université de Metz, 1972. Anregungen zu den folgenden Ausführungen sind beson<strong>der</strong>s den Seiten<br />
215-234 entnommen.<br />
2 Vgl. hierzu auch: du Reau, Elisabeth: Jean de Pange - un Intellectuel catholique devant l’idée du<br />
rapprochement franco-allemend. Espoirs et déceptions; in: Les relations culturelles francoallemandes<br />
dans les années trente, C.N.R.S., Institut d’Histoire du Temps Présent, Paris 1990<br />
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