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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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Il serait grandement souhaitable que nous eussions en français une traduction<br />

de Mein Kampf, le livre principal de Hitler. 1<br />

<strong>Die</strong> Befürchtungen des Katholiken Hilckmann in Bezug auf den Kulturkampf o<strong>der</strong><br />

die Vergöttlichung des Staates hat Daniel-Rops nicht. Seine Neigung zum Nationalsozialismus<br />

erstaunt allerdings nicht. Denn er steht <strong>der</strong> Bewegung und <strong>der</strong> gleichnamigen<br />

Zeitschrift „L’ordre nouveau” nahe, doch ihm schwebt eine neue Ordnung im<br />

revolutionären Sinne vor, in <strong>der</strong> die geistig-spirituellen Werte erneuert und die Unterdrückung<br />

des Menschen beendet werden sollen. 2 Das sieht er durch den Nationalsozialismus<br />

gewährleistet.<br />

Im Oktober 1933 warnt dann ein anonym bleiben<strong>der</strong> Autor in <strong>Vie</strong> int. davor, das Nazitum<br />

als dummen Lausbubenstreich abzutun. Es handele sich um ein totalitäres System,<br />

das auf einem irrigen Menschenbild aufbaut, auch wenn es ihm nicht an Würde<br />

fehle. 3 Für eine eindeutig ablehnende o<strong>der</strong> zustimmende Haltung dem Nationalsozialismus<br />

gegenüber konnte sich die Zeitschrift bis jetzt also noch nicht entscheiden.<br />

Nicht von <strong>der</strong> politischen son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> christlichen Seite her blicken Kurt Türmer<br />

und <strong>der</strong> katholische Journalist und Spezialist für internationale Beziehungen A.D.<br />

Tolédano. Für sie ist es unerträglich, daß die Nazi-Ideologie den Verfall <strong>der</strong> christlichen<br />

Werte und die Hinwendung zum germanischen Heidentum begünstigt. Das frühere<br />

Verbreitungsgebiet <strong>der</strong> Germanen liege im Einflußbereich <strong>der</strong> römischen Kirche,<br />

und deshalb sei die Ablehnung des katholischen Geistes <strong>der</strong> bedauernswerteste<br />

Rückschritt, den das deutsche Volk überhaupt erleiden könne. 4<br />

Türmer beschreibt die Glaubenssätze des Nationalsozialismus als maßlose Phantasie<br />

von Verrückten. <strong>Die</strong> Formel vom „ewigen Deutschland” sei eigentlich eine <strong>der</strong><br />

Dichtung entlehnte Metapher 5 , werde von den Nationalsozialisten aber zum religiösen<br />

Dogma erhoben. 6<br />

1 <strong>Vie</strong> int., 10.7.1933, S. 136<br />

2 Zum Programm <strong>der</strong> Bewegung und zu ihrer Rolle in <strong>der</strong> intellektuellen Welt <strong>der</strong> 30er Jahre in Paris,<br />

vgl. Colloques, Cahiers de civilisation publiés sous la direction de Guy Michaud: Tendances politiques<br />

dans la vie française depuis 1789, Kap.: L’esprit des années trente, Hachette, Paris, o.J., S. 93-<br />

94<br />

3 <strong>Vie</strong> int., 25.10.1933, S. 337: Mit dieser Einschätzung lehnt sich die Zeitschrift an Xavier de Hautecloque,<br />

<strong>der</strong> mit „A l’ombre de la Croix Gammée” (Editions de France) Mitte 1933 ein Deutschlandbild<br />

zeichnet, das nicht nur den sozialen Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> Bevölkerung und die Brutalität von SA und<br />

SS thematisiert, son<strong>der</strong>n einem von Hitler regierten Volk auch eine glückliche, aufstrebende Zukunft<br />

voraussagt. Ein helles Bild zum deutschen Nationalsozialismus mit strahlen<strong>der</strong> Hitlerfigur liefert<br />

auch Philippe Barrès, dessen „Sous la vague hitlérienne” in <strong>Vie</strong> int. einen freundlichen Kommentar<br />

erfährt; a.a.O., 25.6.1934. Zu den Werken von Hautecloque und Barrès siehe die Kurzrezensionen in:<br />

Mysyrowicz, Ladislas: L’image de l’Allemagne national-socialiste à travers les publications françaises<br />

des années 1933-1939, in: Colloques internationaux du C.N.R.S., N° 563: Les relations francoallemandes,<br />

Paris 1976, S. 119-120, 122-123<br />

4 <strong>Vie</strong> int., 25.5.1934, S. 56-60<br />

5 Hiermit könnte er auf Heinrich Heines Gedicht „Nachtgedanken” anspielen. Darin heißt es:<br />

„Deutschland hat ewigen Bestand / Es ist ein kerngesundes Land ...”, in: Stapf, Paul (Hrsg.): Heinrich<br />

Heine, Werke, Bd. 1, Son<strong>der</strong>ausgabe, Löwit, Wiesbaden, o.J., S. 416<br />

6 <strong>Vie</strong> int., 25.6.1934, S. 374<br />

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