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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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deutschen Reich untergeordnet wird. 1 Bittere Bewun<strong>der</strong>ung schwingt mit, wenn Sidobre<br />

beschreibt, wie Deutschland ohne einen Schuß abfeuern zu müssen, sich <strong>der</strong><br />

tschechischen Reichtümer an Bodenschätzen, <strong>der</strong> Industrie und <strong>der</strong> Rüstungsmaschinerie<br />

bemächtigt. 2 Sidobre zeigt sich sehr gut informiert über die aktuellen wirtschaftlichen<br />

und politischen Zusammenhänge, z.B. die Parteienzersplitterung und die<br />

Zersplitterung <strong>der</strong> Macht, die es Hitler erleichtert hätten, die Tschechoslowakei zu<br />

zerschlagen. 3<br />

Sidobre erzählt fast spannend über die Zersplitterung des Landes: <strong>Die</strong> Abtrennung<br />

und eintägige Souveränität <strong>der</strong> Slowakei und die Schaffung des Protektorats Böhmen<br />

und Mähren. Dabei kommen die Deutschen in <strong>der</strong> Tschechei nicht gut weg. Sidobre<br />

zufolge spielen die Deutschen bei <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> Tschechoslowakei eine erpresserische<br />

und intrigante Rolle. 4 Sie unterwerfen die tschechischen und slowakischen<br />

Slawen wie ein Herrenvolk ein Volk von Sklaven unterwirft. 5 Für diese Deutschen<br />

empfindet Sidobre nur Abscheu; hingegen weiß er aber auch die ehrenhaften und<br />

mutigen Deutschen zu schätzen 6 ; eine in dieser Anklageschrift unerwartete und erfreuliche<br />

Differenzierung.<br />

Hitler hingegen sei nicht zu trauen; da solle man sich keine Illusionen machen. 7 Sidobre<br />

weist die Leser ebenso deutlich auf die „Leitmotive“ 8 <strong>der</strong> deutschen Politik<br />

hin. 9 Nach München würden die deutschen Gebietsfor<strong>der</strong>ungen immer häufiger und<br />

lauter. Der „Pangermanisme“ sei jetzt nicht mehr aufzuhalten. <strong>Die</strong> Versuche Englands,<br />

die Balkanstaaten wirtschaftlich und finanziell zu stützen, bezeichnet er als<br />

lächerlich. Dazu sei es zu spät. 10<br />

Sidobre verdeutlicht, daß <strong>der</strong> deutsche „Drang nach Osten“ 11 noch lange nicht gestoppt<br />

sei. Er sieht einen langen Krieg voraus aufgrund <strong>der</strong> Bodenschätze und Nahrungsmittel,<br />

die <strong>der</strong> Osten dem Deutschen Reich liefern kann. Frieden hält er zu diesem<br />

Zeitpunkt schon nicht mehr für möglich. 12<br />

Kurz darauf geißelt <strong>der</strong> weltliche Leitartikler Civis die totalitäre Propaganda <strong>der</strong> Lügendiktatur.<br />

Dabei zielt er unverhohlen auf Deutschland, das vorgegeben hatte, seine<br />

1 Dazu gehört u.a. die Übergabe von Goldreserven, das Zurückdrängen <strong>der</strong> zahlenmäßig größeren<br />

tschechischen Bevölkerung und die Stärkung <strong>der</strong> deutschen, dem Reich hörigen Minorität; <strong>Vie</strong> int.,<br />

a.a.O., S. 353, 354<br />

2 a.a.O., S. 363-365<br />

3 a.a.O., S. 355<br />

4 <strong>Vie</strong> int., 25.3.1939, S. 357-359<br />

5 a.a.O., S. 362<br />

6 a.a.O.<br />

7 a.a.O., S. 365<br />

8 a.a.O., S. 366<br />

9 Vereinigung aller Deutschen in einem Großdeutschland, <strong>der</strong> „Kreuzzug“ gegen den Kommunismus,<br />

die Eroberung von Lebensraum und die Rassenideologie; a.a.O.<br />

10 a.a.O., S. 366-367<br />

11 ein Begriff, den er nicht ins Französische übersetzt; a.a.O., S. 368<br />

12 a.a.O., S. 369<br />

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