Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
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Ab dem Zeitpunkt, wo die <strong>Vie</strong> int. vierzehntägig erscheint, wächst die Zahl <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
auf 300 an. Über Deutschland berichten u.a. folgende Autoren: Daniel-Rops<br />
(Pseudonym für Henri Petiot), P.H. Simon, Féret, Laloire, Tolédano, Viatte, Türmer<br />
(Pseudonym für Kurt Solzbacher), Marc (Pseudonym für Alexandre-Marc Lipiansky),<br />
Guitton, Catrice, Guillemin, Forst de Battaglia, Perroux, Vignaux und <strong>der</strong><br />
spätere Minister <strong>der</strong> <strong>Vie</strong>rten Republik, R. Schumann. <strong>Die</strong> Vorkriegs-<strong>Vie</strong> int. nimmt<br />
auch Beiträge von Claudel, Marcel, Mounier (Hrsg. von „Esprit“), Mauriac und<br />
Vaussard auf, die sich teilweise auch zu Deutschland äußern. Beiträge politischer<br />
Emigranten aus dem Ausland werden ebenfalls veröffentlicht. Dazu gehören die von<br />
Kurt Türmer, <strong>der</strong> maßgeblich die katholische Deutschlandsicht <strong>der</strong> <strong>Vie</strong> int. beeinflußt.<br />
1<br />
<strong>Die</strong> Redaktion intendiert, daß sich die Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten kirchlichen<br />
und weltlichen Bereichen rekrutieren. Es sind Professoren, Lehrer, Journalisten,<br />
Schriftsteller, Kulturliebhaber, Theologen, Dichter, Juristen, Politologen und<br />
Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen. Damit ist die Themenvielfalt garantiert.<br />
<strong>Die</strong> meisten von ihnen sind zwischen dreißig und vierzig Jahre alt. <strong>Die</strong> <strong>Vie</strong> int.<br />
ist also eine junge Zeitschrift.<br />
<strong>Die</strong> politische Tendenz <strong>der</strong> Mitarbeiter, zumindest die <strong>der</strong> Weltlichen, ist weit gefächert.<br />
Mündliche Aussagen berichten aber von einem allen gemeinsamen Idealbild in<br />
<strong>der</strong> Weltanschauung <strong>der</strong> <strong>Vie</strong> int.: we<strong>der</strong> rechts- noch linksideologisch, nicht christlich-demokratisch<br />
o<strong>der</strong> rechts parteilich engagiert. Aus den Deutschlandberichten<br />
geht denn auch häufig eine erstaunlich nicht-konformistische Haltung hervor. Jedoch<br />
läßt sich <strong>der</strong> für die ganze Zeitschrift zu konstatierende Wandel von ursprünglich<br />
(extrem) konservativ bis zu einer liberaleren, leichten Linksorientierung in <strong>der</strong><br />
<strong>Deutschlandberichterstattung</strong> nicht generell feststellen. Es ist fast jede politische<br />
Sicht vertreten, wobei erwartungsgemäß die Kritik an Deutschland überwiegt, welche<br />
im Rückschluß wie<strong>der</strong>um ein Kennzeichen für die politische Linke ist.<br />
Jedenfalls begünstigt die Zusammenarbeit von Kirchenleuten und Weltlichen die<br />
Entfaltung eines reichen intellektuellen Spektrums. Folgerichtig wendet sich die <strong>Vie</strong><br />
int. an ein christliches Publikum, an eine geistige Elite, die es für das katholische<br />
Denken zu erobern gilt. Über das Leserpublikum gibt es keine Analysen und keine<br />
„fichiers d’abonnés“. Deshalb liegt die Vermutung nahe, daß es sich aus ebensolchen<br />
Gruppen zusammensetzt, aus denen auch die Mitarbeiter stammen; aber auch aus<br />
Geschäftsleuten, Freiberuflern und solchen jungen, aktiven Katholiken, die für Führungsaufgaben<br />
in Kirche und Staat geeignet sind. So heißt dann auch die Zeitschrift<br />
La <strong>Vie</strong> intellectuelle, ein Begriff, <strong>der</strong> Jean Thomas zufolge schon damals überholt ist<br />
und besser „La <strong>Vie</strong> culturelle“ lauten sollte, um dem Inhalt, nämlich <strong>der</strong> „Vision<br />
chrétienne de la culture“, besser gerecht zu werden. 2<br />
1 Vgl. hierzu das Kapitel: „Katholische Frage“.<br />
2 Hingegen hat die Namensgebung für das Verlagshaus einen präziseren Ursprung: „’Comme le cerf<br />
aspire aux sources d’eau vive, ainsi mon âme aspire vers toi, Seigneur...’. Ce fragment de psaume fut<br />
choisi par le Père Bernadot pour inspirer son oeuvre: Les Editions du Cerf, terme général qui recouvre<br />
une multiplicité d’entreprises vouées au service de l’Eglise, ...“; in: Un artisan de la presse catholique<br />
mo<strong>der</strong>ne. Le Père Bernadot (1883-1941), ohne Autor, in: Informations catholiques internationales,<br />
1. Juli 1961, S. 15-25, dort: S. 15<br />
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