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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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prétention de formuler au moins approximativement et en ‘langage d’action’<br />

l’être total d’un peuple qui se fait gloire de son irrationalisme fondamental. 1<br />

La Weltanschauung, pour qui s’en recommande, est, pourrait-on dire, la vérité<br />

pratique d’un peuple vivant. 2<br />

In <strong>der</strong>selben Son<strong>der</strong>ausgabe vom 10. Oktober 1938 resümiert Kurt Türmer die Reden,<br />

die Anfang September 1938 auf dem Parteitag in Nürnberg gehalten wurden. 3<br />

Dabei enthält er sich fast jeglichen Kommentars. Er gibt aber nur solche Reden wie<strong>der</strong>,<br />

die den antiklerikalen Charakter <strong>der</strong> Nazi-Ideologie herausstellen und insofern<br />

für sich sprechen. Er qualifiziert den Nationalsozialismus als intellektuelle, moralische,<br />

metaphysische und religiöse Gefahr. Er sei, zusammen mit dem papstfeindlichen<br />

italienischen Faschismus, eine <strong>der</strong> schädlichsten Irrlehren <strong>der</strong> heutigen Zeit. 4<br />

Vom Wunsch, Verständnis für den deutschen Nachbarn zu wecken, ist Türmer nicht<br />

beseelt.<br />

In ähnlichem Tenor wie im Oktober 1938 beklagt Türmer wenig später auch die Entchristianisierung<br />

des deutschen Weihnachtsfestes und die Wie<strong>der</strong>belebung heidnischer<br />

Bräuche. 5 Seiner Ansicht nach wenden sich die Deutschen vom Christentum<br />

ab, wobei er nicht zwischen Nationalsozialisten und Nicht-Nationalsozialisten unterscheidet.<br />

Sie würden gezwungen, ihren Glauben aufzugeben, weil die Religion auf<br />

<strong>der</strong> jüdischen Bibel beruht. Statt dessen müßten sie an den germanischen Zeremonien<br />

zur Sonnenwendfeier (Julfest) teilnehmen, die von den Nationalsozialisten wie<strong>der</strong>belebt<br />

werden. <strong>Die</strong> betreffenden Liturgien erscheinen ihm obskur. <strong>Die</strong> neuen deutschen<br />

Bräuche überhaupt seien dunkel und unverständlich. Darüber hinaus erfährt<br />

<strong>der</strong> französische Leser, daß die Bücher, die die deutschen Zeitungen als Weihnachtsgeschenke<br />

vorschlagen, Sammlungen von Diffamierungen des Papstes sind und auch<br />

sonst äußerst antichristliche Pamphlete. 6<br />

Aber damit nicht genug. Türmer erklärt, daß die Teilnahme an den neuen Blut-und-<br />

Boden-Zeremonien obligatorisch sei. Er betrachtet Deutschland als ein Land, das<br />

nächtlichen Feuerzeremonien und kultischen Gebräuchen verfallen ist. Der Leser<br />

erhält den Eindruck, als ob diese gespenstischen Riten dem deutschen Wesen innewohnen<br />

und auf geheimnisvolle Weise plötzlich aufbrechen.<br />

Türmer schreibt nur über die äußeren Aspekte <strong>der</strong> neuen Feiern und informiert nicht<br />

über die straffe und kompromißlos organisierte Umsetzung <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Weltanschauung, die ihnen zugrunde liegt und die sie zu einem Kernstück <strong>der</strong><br />

1 <strong>Vie</strong> int., 10.10.1938, S.12<br />

2 a.a.O., S. 13<br />

3 <strong>Vie</strong> int., 10.10.1938, S. 73-77<br />

4 a.a.O., S. 77<br />

5 a.a.O., 25.1.1939, S. 190-197<br />

6 a.a.O., S. 192<br />

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