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Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

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Wurzeln in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> bürgerlichen Freiheit besitze, äußert. Ihrem Selbstmord<br />

steht er fassungslos gegenüber 1 :<br />

L’hitlérisme, c’est le suicide politique, social, moral, culturel de la bourgeoisie<br />

allemande, qui, s’il triomphe, cesse d’exister comme telle. 2<br />

Als weiteren Grund für den Zulauf zu den Nationalsozialisten sieht Hilckmann die<br />

Verzweiflung <strong>der</strong> Massen angesichts ihrer wirtschaftlichen Lage. Darauf geht er aber<br />

nicht weiter ein. 3 Der Person Hitlers schreibt er den Erfolg nicht zu, denn:<br />

... ce faux dieu de la nouvelle religion allemande est un personnage tout à fait<br />

insignifiant. 4<br />

Wie zahlreiche an<strong>der</strong>e Autoren, die in <strong>Vie</strong> int. schreiben, stellt auch er die bange Frage<br />

nach <strong>der</strong> Zukunft Deutschlands, des dortigen Katholizismus. Mit seiner zutreffenden<br />

Vorausschau des Kampfes, den die Nationalsozialisten <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />

liefern werden, zeigt Hilckmann schließlich eine richtige Einschätzung von <strong>der</strong><br />

Durchschlagskraft dieser Ideologie.<br />

Eine fast entgegengesetzte Haltung im Vergleich zu Hilckmann zeigt Daniel-Rops in<br />

einigen Punkten des nat.-soz. Manifestes. Auf die Gefahr hin als Reaktionär zu gelten,<br />

sagt er, er befürworte z. B. die Bücherverbrennung:<br />

... je suis très loin de m’indigner, comme tels de nos bons apôtres l’ont fait, de<br />

voir les hitlériens brûler des livres sur les places publiques. Le geste est un peu<br />

théâtral, mais sa signification est loin d’être condamnable. 5<br />

Er betrachtet die Bücherverbrennung als Abrechnung mit <strong>der</strong> ausschweifenden mo<strong>der</strong>nen<br />

Zivilisation. Gut findet er, daß auch achtzig Pornozeitschriften verbrannt<br />

wurden, die die Deutschen ja so lieben, und da müsse man schon in Kauf nehmen,<br />

wenn auch Werke einiger beachtenswerter Autoren mit verbrannt würden. 6 Zugrunde<br />

liegt also das Bild eines frivolen Deutschlands, das - von den Nationalsozialisten -<br />

auf den rechten Weg zurückgeführt werden muß. Der nachlässige Ton in <strong>der</strong> Unverhältnismäßigkeit<br />

<strong>der</strong> Bewertung stimmt befremdlich und scheint in <strong>der</strong> seriösen <strong>Vie</strong><br />

int. fehl am Platz zu sein.<br />

Auch das Sendungsbewußtsein des Nationalsozialismus und die neue Weltsicht gefallen<br />

Daniel-Rops. Deshalb:<br />

1 <strong>Vie</strong> int., 25.11.1932, S. 127-129<br />

2 a.a.O., S. 128<br />

3 a.a.O., S. 129. <strong>Die</strong>s tun an<strong>der</strong>e Autoren; sie werden im Kapitel „Wirtschaft und Soziales” besprochen.<br />

Auf die Rassenlehre als dem nach Hilckmanns Ansicht grundlegendsten Zug <strong>der</strong> nat.soz. Ideologie<br />

wird dann im folgenden Abschnitt eingegangen.<br />

4 a.a.O., S. 139<br />

5 <strong>Vie</strong> int., 10.7.1933, S. 137<br />

6 a.a.O., S. 138<br />

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