Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
stischer Statthalter erfährt keine Kritik. Im Gegenteil, Marcel Laloire 1 , <strong>der</strong> das Wirtschaftsprogramm<br />
Hitlers den <strong>Vie</strong> int.-Lesern näherbringt, zeigt Begeisterung, die bis<br />
zur Identifikation mit <strong>der</strong> nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik reicht. 2 Sie sei<br />
für die deutschen Verhältnisse genau das Richtige, schreibt er. 3 Hitler sei <strong>der</strong> starke<br />
Mann, den die Massen und beson<strong>der</strong>s auch die junge Generation brauchen, um aus<br />
dem Elend geführt zu werden. 4 Sein Programm zeige antikapitalistische und antimarxistische<br />
Züge, was Laloire begrüßt. 5 Der Eindruck auf die Massen sei nicht zu<br />
übersehen:<br />
Ainsi Hitler, en se présentant à un pays en plein déséquilibre avec un programme<br />
aussi résolument anticapitaliste qu’il était antimarxiste, ne pouvait<br />
qu’entraîner <strong>der</strong>rière lui les masses et les jeunes générations. Ce fut le secret de<br />
sa force et la raison de ce succès prodigieux qu’il rencontra à travers toute<br />
l’Allemagne. 6<br />
Laloire liefert eine Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Wirtschaftsmaßnahmen, die seit dem Anfang<br />
<strong>der</strong> Hitler-Herrschaft ergriffen wurden und zum Erfolg führten. Er erläutert und<br />
kommentiert anerkennend die schnelle und starke Reduzierung <strong>der</strong> Arbeitslosenzahl,<br />
die Steuerermäßigungen für Investoren, die Ankurbelung zahlloser öffentlicher Arbeiten<br />
7 , die Einführung von Organisationen, die z.B. den Bauern zu Hilfe kommen,<br />
und die Erstellung von Plänen, wie die Arbeit gerechter verteilt werden könnte.<br />
Voll und ganz einverstanden zeigt er sich mit dem Schicksal <strong>der</strong> deutschen Frau:<br />
Les femmes mariées sont elles aussi renvoyées à leur foyer. 8<br />
Und er ist im Gleichschritt mit <strong>der</strong> katholischen Moral:<br />
La place de la femme est au foyer: sur ce point, les catholiques sociaux<br />
n’auront pas de peine à s’accor<strong>der</strong> avec le gouvernement national-socialiste.<br />
Par là encore, le gouvernement entend, comme il l’a annoncé dès son entrée en<br />
fonctions, protéger la famille comme cellule primordiale de la société, sauvegar<strong>der</strong><br />
la moralité, réagir contre toutes les influences dissolvantes qui se servaient,<br />
avec quelle habileté! de la presse, du livre, du cinéma, du théâtre. 9<br />
Zu den die Moral „auflösenden Einflüssen“ zählt Laloire die Juden:<br />
1 „Avocat à la Cour“, <strong>Vie</strong> int., 10.11.1933, S. 472<br />
2 a.a.O., S. 452-472<br />
3 a.a.O., S. 452, 455<br />
4 a.a.O., S. 454<br />
5 a.a.O., S. 456. Zumindest den zweiten Punkt interpretiert Laloire richtig. Hitler hat sich vom marxistischen<br />
Sozialismus wie<strong>der</strong>holt abgegrenzt, aber er bekennt sich zum Privateigentum; vgl. zur Auslegung<br />
<strong>der</strong> NS-Programmatik: Benz, W., u.a. (Hrsg.): a.a.O., S. 108-109<br />
6 a.a.O., S. 457<br />
7 a.a.O., S. 459<br />
8 a.a.O., S. 460<br />
9 a.a.O., S. 461. Vgl. zur Rolle <strong>der</strong> Frau im Dritten Reich den sehr aufschlußreichen Aufsatz von Frevert,<br />
Ute, in: Benz, W., u.a. (Hrsg.), a.a.O., S. 220-234<br />
132