25.12.2013 Aufrufe

Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Somme toute, il est facile après coup de jeter la pierre à l’Allemagne. Il n’y a<br />

pourtant pas lieu de nous glorifier de nos taudis et de nos banlieues, et il est<br />

bien probable que dans les mêmes circonstances nous n’aurions pas agi autrement.<br />

1<br />

Einen ebenso negativen Einfluß auf die Beschäftigtenzahlen wie Rabeau schreibt<br />

auch Dillard <strong>der</strong> Rationalisierung zu, aber viele deutsche Industrielle wollen seines<br />

Erachtens diesen Zusammenhang nicht wahrhaben. 2<br />

Ein von außen kommen<strong>der</strong> Grund für die Krise, den Deutschland nicht speziell allein<br />

zu vertreten hat, ist nach Dillards Ansicht die maßlose Überproduktion. <strong>Die</strong>ses Problem<br />

hatte auch schon Rabeau angesprochen. Hier verdeutlicht Dillard wie<strong>der</strong>um<br />

sehr anschaulich, daß alleine Deutschland z.B. mit <strong>der</strong> Produktion von Maschinen,<br />

Autos, Stickstoff, Wolle, Papier und Eisen die übrige Welt versorgen könnte, die<br />

ihrerseits aber auch hohe Produktionszahlen schreibt. Zur fehlenden Nachfrage auf<br />

dem Weltmarkt gesellen sich noch Zollbarrieren, mit denen zahlreiche Handelspartner<br />

Deutschlands sich abschotten.<br />

Volle Lager, Krise und Arbeitslosigkeit seien die Folge:<br />

Il est bien clair que cette course devait conduire à l’abîme. 3<br />

War Rabeau noch abwartend, was die Regierung von Papen zum Abbau <strong>der</strong> Krise<br />

beitragen würde, sieht Dillard ihre Verschärfung klar vor Augen. 4 Er läßt seine Leser<br />

darüber im Unklaren, wie von Papens Wirtschaftsprogramm aussieht. Zum näheren<br />

Verständnis sollte erklärt werden, daß von Papen wie schon Brüning sozialpolitische<br />

Notverordnungen erläßt, die das Arbeitslosengeld und die Wohlfahrtsunterstützung<br />

weiter stark kürzen. 5 <strong>Die</strong>s sind natürlich unsoziale Maßnahmen. Dillard nimmt auch<br />

keinen Bezug auf die Erleichterung durch den Wegfall <strong>der</strong> Reparationen seit Juli<br />

1932 o<strong>der</strong> auf die Einführung eines freiwilligen Arbeitsdienstes im selben Monat. Im<br />

Dezember 1932 konnte für den französischen Beobachter schon sichtbar sein, daß<br />

das Reich langsam zu einer aktiven Bekämpfung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit übergeht, die in<br />

einer Konjunkturpolitik nach Keynes besteht. 6<br />

Äußerst kenntnis- und zahlenreich und detailgenau geht Dillard <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong><br />

Arbeitslosigkeit auf den Grund. Er erläutert seinen Lesern die drei Stufen <strong>der</strong> Unterstützung;<br />

das sind die Arbeitslosenversicherung, dann die deutlich geringer bemesse-<br />

1 <strong>Vie</strong> int., 10.10.1932, S. 255-256<br />

2 a.a.O., S. 256-259<br />

3 <strong>Vie</strong> int., 10.12.1932, S. 260-261<br />

4 a.a.O., S. 263<br />

5 Informationen zur polit. Bildung, a.a.O., S. 58<br />

6 John Maynard Keynes Wirtschaftstheorie des „deficit spending“ besagt, daß bei sinken<strong>der</strong> privater<br />

Nachfrage <strong>der</strong> Staat mit kreditfinanzierten Aufträgen einspringen müsse, um die Wirtschaft wie<strong>der</strong><br />

anzukurbeln. Zu dieser und an<strong>der</strong>en Alternativen zur Deflationspolitik, vgl. Informationen zur polit.<br />

Bildung, a.a.O., S. 53<br />

128

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!