Die Deutschlandberichterstattung der Vie Intellectuelle (1928 - 1940 ...
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<strong>Die</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> deutschen Wirtschaftsund<br />
Sozialpolitik<br />
Wenn man sieht, daß die Zeitschrift erst vier Jahre nach ihrem ersten Erscheinen einen<br />
Artikel über die Wirtschaft des Nachbarlandes Deutschland bringt und ein Dreivierteljahr<br />
vor dem Ende ihres Erscheinens den letzten, dann könnte man darauf<br />
schließen, daß diese Aspekte <strong>der</strong> deutschen Verhältnisse nicht im Mittelpunkt <strong>der</strong><br />
Betrachtung stehen. Auch die relativ geringe Zahl von siebzehn Beiträgen legt diese<br />
Vermutung nahe. Jedoch sind die Beiträge äußerst umfangreich und ausschließlich<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft und den sozialen Verhältnissen gewidmet, wodurch sie eine größere<br />
Bedeutung erhalten. <strong>Die</strong> Wirtschaft und das Soziale im Dritten Reich werden auch in<br />
zahlreichen an<strong>der</strong>en Artikeln angesprochen, wo sie dann mit Themen wie Innenpolitik,<br />
Außenpolitik, Nationalsozialismus o<strong>der</strong> Rassentheorie verbunden sind. In den<br />
entsprechenden Kapiteln dieser Arbeit wird immer wie<strong>der</strong> auf die Beziehung zu den<br />
benachbarten Sachthemen hingewiesen. Eine verknüpfende statt isolierende Darstellung<br />
<strong>der</strong> Aspekte ist unerläßlich für das Verständnis <strong>der</strong> Interdependenzen <strong>der</strong> das<br />
Deutschlandbild konstituierenden Elemente. Dem soll auch im vorliegenden Kapitel<br />
Rechnung getragen werden.<br />
<strong>Die</strong> zahlenmäßige Verteilung <strong>der</strong> Beiträge ist zwischen 1932 und 1939 nicht regelmäßig.<br />
Interessante Jahre scheinen für die französischen Beobachter 1932 und 1933<br />
zu sein und dann wie<strong>der</strong> 1938 und 1939. In den Jahren 1934 und 1937 erscheinen nur<br />
zwei bzw. ein Artikel. 1935 und 1936 gibt es aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Zeitschrift über Wirtschaft<br />
und Soziales nichts zu berichten.<br />
<strong>Die</strong> Analyse des Inhalts wird zeigen, was die Jahre <strong>der</strong> dichten Berichterstattung für<br />
<strong>Vie</strong> int. interessant macht, warum es in den an<strong>der</strong>en Jahren weniger o<strong>der</strong> nichts zu<br />
berichten gibt, und was sie versäumt hat, darzustellen.<br />
Gründe für die Wirtschaftskrise: Mo<strong>der</strong>ne Produktionsmethoden –<br />
Deflationspolitik - Überbevölkerung<br />
Das Hauptthema zum Ende <strong>der</strong> 20er und am Anfang <strong>der</strong> 30er Jahre ist natürlich die<br />
Arbeitslosigkeit in Deutschland. Deren Gründe, Probleme, die Finanzierung sowie<br />
die Maßnahmen zum wirtschaftlichen Erstarken nehmen zwischen 1932 und Mitte<br />
1933 in <strong>Vie</strong> int. einen breiten Raum ein.<br />
Deutschland und die Welt werden von <strong>der</strong> Finanzkrise geschüttelt, was Gaston Rabeau<br />
mit mitleidigem Blick zum Nachbarn feststellt. 1 <strong>Die</strong> Krise erschüttere die Wirtschaft<br />
und stachele zum Nationalismus an. Wie<strong>der</strong> sieht <strong>Vie</strong> int. Frankreichs Schicksal<br />
von <strong>der</strong> deutschen Entwicklung abhängig:<br />
1 <strong>Vie</strong> int., Oktober-Dezember 1932, S. 67<br />
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